Josef Heynert glänzt in dem Highsmith-Krimi „Der talentierte Mr. Ripley“ am Altonaer Theater

Hamburg. Die Konkurrenz, gegen die Josef Heynert anspielen muss, ist groß. Matt Damon ist der berühmte Hollywood-Kollege, der im Kino den „talentierten Mr. Ripley“ verkörperte. Auch der große Alain Delon brillierte in René Cléments Verfilmung von Patricia Highsmiths Roman, die 1960 als „Nur die Sonne war Zeuge“ ins Kino kam.

Doch der Hamburger Schauspieler gibt bei der Premiere im Altonaer Theater eine glänzende Vorstellung in der Rolle des opportunistischen Mörders und Lebemannes ab. Heynert lotet die Figur bis in ihre finstersten Abgründe aus, was keine leichte Aufgabe ist, denn Tom Ripley weiß manchmal selbst nicht genau, wer er wirklich ist. Eigentlich ist er ein unbedeutendes Licht, das aber nach Höherem strebt und in der Welt der Reichen und Schönen zu Hause sein möchte. Ripley ist ein Schleimer, der alles tut, um seinen Mitmenschen zu gefallen, der in höchster Gefahr aber auch zum skrupellosen Mörder wird und den reichen Dickie Greenleaf (Markus Frank) bei einer Bootstour erschlägt, als der seiner überdrüssig ist.

Heynert verfügt über die schauspielerischen Mittel, um blitzschnell die Rollen zu wechseln. Er schmeichelt ungeniert, er gibt den ausgelassenen Saufkumpel und verständigen Freund, er kann beim Buhlen um Greenleafs Freundschaft aber sofort in eine servile Unterwürfigkeit verfallen und im Verhör mit einem italienischen Polizisten (Ulrich Bähnk) wieder überheblich auftrumpfen. Doch auch die anderen Schauspieler machen eine gute Figur in den Begegnungen mit dem aasigen und amoralischen Ripley. Markus Frank überzeugt als arroganter nichtsnutziger Millionärssohn, Bähnk hat eine weitere komische Szene als Privatdetektiv, und Julia Schmidt als Greenleafs Freundin Marge lässt sich als Einzige nicht von Ripleys Lügengeflecht einspinnen.

Auch „Der talentierte Mr. Ripley“ wird sich in die Reihe der erfolgreichen Roman-Bearbeitungen am Altonaer Theater einreihen, denn nicht nur das Ensemble überzeugt. Regisseur Harald Weiler und Ausstatter Lars Peter haben eine helle Treppenkonstruktion als Spielfläche gewählt, auf der Ripley seine intriganten Machenschaften abzieht. Ein gelungener Zug ist auch der Einsatz der Musik. Ein Saxofonist (Andreas Böther) grenzt mit kurzen jazzigen Soli die einzelnen Szenen voneinander ab, ein paar Videoeinspielungen verdeutlichen das komplexe Romangeschehen, denn Highsmiths Krimi besitzt einige dramaturgische Untiefen. Doch Weiler und seine Schauspieler umschiffen diese geschickt und werden am Ende mit lautem Beifall belohnt.

Weitere Vorstellungen tägl. außer Mo bis 23.3.