Das NDR-Sinfonieorchester präsentierte den jungen Pianisten Christopher Park

Hamburg. Das großartigste Geschenk zu seinem 73. Geburtstag am Donnerstag machte sich der Dirigent Christoph Eschenbach selbst: Er gab ein Konzert mit dem klanglich äußerst spendablen, hoch konzentrierten NDR Sinfonieorchester und seiner Pianistenentdeckung Christopher Park in der Laeiszhalle. Zeitlich ausufernd und die Zuhörer in ihrer Aufnahmefähigkeit herausfordernd, wurde es zum Triumph.

Drei selten gehörte Werke prägten den Abend über den Weltschmerz mit all seinen seelischen Verwerfungen. Von Tschaikowskys programmatischer Fantasie-Ouvertüre zu Shakespeares „Hamlet“ ging es über Franz Schuberts Große Fantasie in C-Dur, „Wanderer-Fantasie“ genannt, sinfonisch bearbeitet für Klavier und Orchester von Franz Liszt, bis zu Tschaikowskys „Manfred“-Sinfonie h-Moll. Dem Werk liegt ein Gedicht Lord Byrons zugrunde; in vier Bildern zeichnet es das musikalische Psychogramm eines zerrissenen Helden, gequält von Erinnerungen an verbotene Liebesabenteuer, der in den Schweizer Bergen Frieden sucht.

Inhaltlich wie musikalisch gibt es Parallelen zwischen „Hamlet“ und „Manfred“. Die Wesensverwandtschaft dieser an sich und der Welt Leidenden drückt sich in Text und Rhythmus von Franz Schuberts Lied „Der Wanderer“ aus, das er selbst in die grandiose Große Fantasie in C-Dur für Klavier umdeutete.

Selbst wer Schuberts Klavierfassung der „Wanderer-Fantasie“ höher schätzt als Liszts Bearbeitung derselben, musste anerkennen, mit welch leidenschaftlicher Sensibilität die NDR-Sinfoniker unter dem Klangzauberer Eschenbach die Essenz des Werks herausschälten und sie dem 26 Jahre alten Solisten, dem Deutschkoreaner Christopher Park, zum Zwiegesang anboten.

Ein Klavierkonzert ist die Bearbeitung nicht, eher ein Reflektieren und Aufnehmen von musikalischen Motiven und Rhythmen, denen Park unerhört feinfühlig, technisch souverän und so konzentriert folgte, als fühlte er den Widerhall von Schuberts Original tief im Herzen. Park, Preisträger des Leonard-Bernstein-Awards 2014 des Schleswig-Holstein Musik Festivals, bewies Gespür noch in der Zugabe, dem grüblerischen Intermezzo Nr. 2 von Johannes Brahms.