Zwei Hamburger haben ein neues Magazin entworfen, das nur digital erscheint. Dafür suchen sie noch nach zahlenden Unterstützern.

Auf der Homepage vermelden die beiden Medien-Entrepreneure ihren Kontostand. Es ist sozusagen der Zaster-Zähler für „Substanz“, das Wissenschaftsmagazin, mit dem Georg Dahm, 43, und Denis Dilba, 36, demnächst an den Start gehen wollen. Bislang arbeiten die beiden Journalisten auf eigene Kosten an der Entwicklung des Magazins, das als App erscheinen soll, also ausschließlich in digitaler Form. Unter dem Dach eines Verlages wollen sie nicht arbeiten – mal davon abgesehen, dass sich Verlage an ein Online-Bezahl-Magazin bislang kaum herantrauen. In einer neuen Medienwelt gibt es da andere Möglichkeiten: „Substanz“ soll in Teilen von den Lesern selbst finanziert werden. Das Zauberwort lautet wie in anderen Bereichen auch „Crowdfunding“.

Dahm arbeitete zuletzt für die „Financial Times Deutschland“, Dilba für „New Scientist“ – ihre Leidenschaft, sagt Dahm, „ist gut geschriebener Wissenschaftsjournalismus. Ein Journalismus, der Platz braucht, damit er seine Geschichten in Ruhe erzählen kann“. Der Clou soll nach dem Willen der Macher allerdings sein, dass die Inhalte des neuen Titels, der im besten Fall noch vor dem Sommer zu haben sein soll, strikt nach den Möglichkeiten des Internets gestaltet sein sollen. Es gehe um gezielte digitale Inszenierung, erklärt Dahm, in der Multimedia-Elemente wohlüberlegt eingesetzt werden: „Audio-Slideshows, interaktive Infografiken, Graphic Novels, Filme: Entscheidend ist, was die Geschichte am besten erzählt – und was den Lesern am meisten Spaß macht.“

Mit potenziellen Autoren ist bereits gesprochen, erste Stücke sind geschrieben. Dahm und Dilba konzeptionieren „Substanz“ in ihrem Büro am Fischmarkt. Es ist eine gute Zeit, um Journalisten für ein neues Projekt zu gewinnen; weil es überhaupt eine gute Zeit ist, neue Wege zu beschreiten. Inhaltlich, formal und finanziell. Es gebe etwa mit der niederländischen Online-Plattform „De Correspondent“ ein Vorbild, wie man mit Crowdfunding einen Titel gründen könne, sagt Dahm.

Auf der Seite startnext.de/substanz preist das ehrgeizige Duo sein Vorhaben an und macht den Geldgeber in beredten Worten zum Teilhaber des Projekts – der den Entwicklungsphasen beiwohnen kann. „Unser Businessplan steht, jetzt brauchen wir Starthilfe, um richtig loslegen zu können“, sagt Dahm. 30.000 Euro sollen mindestens eingesammelt werden, um in die Produktion der ersten Ausgaben zu gehen. Stichtag ist der 22. März, bislang sieht es gut aus. Fast 14.000 Euro sind schon zusammengekommen. „Deutschland braucht ein Wissenschaftsmagazin für das digitale Zeitalter“, sagt Dahm.

Und setzt dabei auf den Markt. Für ihn ist klar, dass es die Bereitschaft gibt, für Qualitätsjournalismus zu zahlen. Einwände, dass ein Polit-Magazin mit exklusiven Inhalten noch mehr Strahlkraft haben könnte als ein wissenschaftlich orientiertes, lässt er nicht gelten. „Das Publikum ist da, und wir bieten ja tatsächlich etwas ganz Neues“. Als Zielgruppe sind Studenten, Professoren, Lehrer, Jugendliche und Eltern ins Auge gefasst. Die Geschichten sollen Laien und Experten gleichermaßen ansprechen.

Wer für „Substanz“ schreiben will, wird nicht am Schreibtisch sitzen, so planen es Dahm und Dilba; der wird reisen und mit Fotografen und Filmern zusammenarbeiten. Es wird nicht nach Textlänge bezahlt, sondern nach Aufwand. Längst noch nicht ist alles festgezurrt, als Voraussetzung dafür bringt das Duo eine Grundvoraussetzung mit: Es hat Lust am Experimentieren. Verlage und Medienmacher werden genau verfolgen, ob ein digital erscheinendes, neu gegründetes Magazin ein Erfolgsprodukt sein kann.

www.startnext.de/substanz