Eine Betrachtung von Birgit Reuther

Es gibt diese kleinen magischen Momente, die uns daran erinnern, wozu der Mensch fähig ist. Etwa wenn 500 violette Luftballons in den Hamburger Winterhimmel aufsteigen – wie jetzt vorm Knust im Karoviertel. Die Schweizer Band We Invented Paris, die am Sonnabend in dem Club spielte, hatte an jedes der Flugobjekte eine Karte geknüpft, mit einem Download-Link für ihre Single „Mont Blanc“. Eine herrlich altmodische Aktion, die nicht nur auf die prägende Schöpfung unserer Tage verweist (laut Oxford Dictionary ging das Wort „Internet“ vor 40 Jahren in die englische Sprache ein), sondern vor allem auf die Innovationen, die Pioniere vor mehr als 100 Jahren erdachten – und testeten.

Für ihr neues Album „Rocket Spaceship Thing“ ließ sich die Gruppe von Erfindern des 19. Jahrhunderts inspirieren. Einen Song widmeten sie dem Wissenschaftler Auguste Piccard, der 1931 einen Ballon-Höhenrekord von 15.785 Metern aufstellte. Eine hübsche Anregung für jeden von uns, auch im Alltag mal über sich hinauszuwachsen, wagemutig zu sein und Ideen nicht direkt zu verwerfen, sondern gut sichtbar aufsteigen zu lassen. Aber Obacht: Allzu weit oben, da kann es einsam sein. Und riskant. Pläne, zum Mond zu fliegen, bezeichnete Piccard als „gefährliche Utopie“. Und wer sich aktuell den Film „Gravity“ anschaut, der weiß: Sandra Bullock schwebt zwar als Astronautin durchs All. Aber am Ende ist sie einfach froh, wieder mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen.