Teil zwei der Fantasy-Trilogie „Der Hobbit“ ist beeindruckend – ohne eine Spur von auenländischer Gemütlichkeit

Spinnen, ein Totenbeschwörer und ein Drache, groß wie ein Jumbojet. Neben den Gefahren, denen sich Hobbit Bilbo Beutlin (Martin Freeman), Zauberer Gandalf (Ian McKellen) und die Zwerge in „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ stellen müssen, nimmt sich der erste der drei Teile, auf die Regisseur Peter Jackson die Vorgeschichte des „Herrn der Ringe“ verteilt hat, wie ein gemütlicher Spaziergang durch die grünen Hügel des Auenlands aus. Schon der Düsterwald, das erste Hindernis, das es während der folgenden 161 Minuten zu überwinden gilt, wartet mit monströsen Krabbelviechern auf, Verwandte der Spinne Kankra, die Frodo Beutlin im „Herrn der Ringe“ das Leben schwer machte, und kein Deut weniger ekelhaft.

Jackson liefert auf gewohnt hohem Niveau. Die Mischung aus atemberaubenden Landschaftsaufnahmen, aufwendig konstruierten Sets und beeindruckenden digitalen Effekten macht den Fantasy-Film zu einem langen, aber keinesfalls langweiligen Blockbuster. Im Zusammenspiel aus Computertechnik, Sound und Musik wird gerade der Drache Smaug (Benedict Cumberbatch leiht der Riesenechse seine Mimik und im Original auch seine Stimme) zu einer wahrhaft furchterregenden, wenn auch etwas geschwätzigen Bestie. „Smaugs Einöde“ wartet nicht nur mit vielen, spektakulär inszenierten Actionszenen auf, die Stimmung ist – trotz einer sich anbahnenden Liebe zwischen den Rassen, die Jackson anscheinend zwanghaft in seinen Filmen unterbringen muss – deutlich düsterer als die des ersten Teils. Keine Spur mehr von Banketten, singenden Zwergen und auenländlicher Gemütlichkeit.

Stattdessen hadert Bilbo mit der Macht des Ringes, die ihm immer unheimlicher wird. Gandalf sieht das Böse in Mittelerde erstarken und trennt sich von den Zwergen, um den Machenschaften des mysteriösen Totenbeschwörers auf den Grund zu gehen, während Thorin Eichenschild (Richard Armitage) immer mehr zum Getriebenen seiner Aufgabe wird, die Hallen unter dem Berg zurückzuerobern. Manch ein Elben-Fan wird den Auftritt Legolas’ (Orlando Bloom) als Ausgleich herbeisehnen. Doch auch dieser erscheint als hochmütiger Isolationist, der die Zwerge als bloßes Ärgernis empfindet, nachdem sie von seinem Vater, dem Waldelben-König Thranduil (Lee Pace) eingekerkert wurden.

Wenn da nicht der Jubel des dekadenten Bürgermeisters (wunderbar abgewrackt und pompös: Stephen Fry) und der Einwohner der Seestadt Esgaroth wäre, die in der Ankunft der Zwerge die Erfüllung einer Prophezeiung und den Beginn einer neuen Ära des Reichtums sehen, in „Smaugs Einöde“ würde fast niemand einen gut gelaunten Eindruck hinterlassen.

++++- „Der Hobbit – Smaugs Einöde“ Neuseeland 2013, 161 Min., ab 12 Jahren, R: Peter Jackson, D: Martin Freeman, Ian McKellen, Luke Evans, täglich in den Cinemaxx- und UCI-Kinos, Hansa, Passage, Koralle, Savoy (OF), Studio; http://dpaq.de/Bezz4