Das renommierte dreitägige Nachwuchsfilmfestival „abgedreht“ beginnt am 11. Dezember im Metropolis-Kino

Metropolis. „Auch Zwerge haben klein angefangen“, heißt ein früher Film von Werner Herzog. Das könnte fast schon ein Motto für das Filmfestival „abgedreht“ sein, das am Mittwoch beginnt und drei Tage lang dem Nachwuchs gewidmet ist. Das Ereignis selbst ist längst aus den Kinderschuhen heraus und feiert in diesem Jahr schon seinen 25. Geburtstag.

Hexen im Keller, tote Mädchen im Kanal und die Topografie der Physik – das „abgedreht“-Programm verspricht Vielfalt. Rund 200 kurze Spiel- und Experimentalfilme, Animationen, Dramen, Liebeskomödien und Dokumentarfilme hatten die Filmemacher eingereicht, die 64 besten davon werden im Metropolis zu sehen sein. Präsentiert werden sie in acht Programmblöcken. Das ist ein Rekordergebnis, normalerweise müssen die Festivalmacher nur aus etwa 160 Beiträgen auswählen.

Werner Herzog hätte mit seinem Film übrigens keine Chance gehabt, angenommen zu werden, denn er erfüllt keins der Kriterien (mehr), die die Teilnahme ermöglichen: Man darf nicht älter als 27 Jahre alt sein, sollte aus der Metropolregion Hamburg stammen oder den Film zumindest hier gedreht haben.

„Wir haben das Festival neu aufgezogen“, sagt „abgedreht“-Chef Lars Hertling. „Früher war es mehr auf den Schulbereich bezogen.“ Zum ersten Mal beteiligen sich in diesem Jahr Rudolf-Steiner-Schulen am Wettbewerb. Aber auch Studierenden von der Hamburg Media School und der HfbK steht das Festival offen.

Die Technik, räsoniert Hertling, sei im Laufe der Jahre immer besser und einfacher geworden. Als das Festival Ende der 80er-Jahre vom Stapel lief, wurden noch Super-8-Filme eingereicht. Die gängige Technologie waren VHS-Bänder. Foren gab es für Nachwuchsfilmer nur wenige. Das Wohnzimmer, die Schule oder offene Kanäle standen dafür bereit, ins Kino kamen erste Filmversuche nur selten. Heute kann man schon mit einem Handy oder einer guten Spiegelreflexkamera Filme drehe. „Die Technik hat die Themen aber nicht verändert. Es geht immer noch um Liebe, Abschied und Mobbing.“ Viele ältere Teilnehmer würden sich aber an TV-Serien orientieren. „Da wird es manchmal ganz schön blutig.“

Die aktuellen Teilnehmer sind in guter Gesellschaft. Schon Angelina Maccarone, Janek Rieke, Özgür Yildirim und Fatih Akin hatten bei dem Festival, das in den ersten Jahren noch „abgezoomt“ hieß, ihre frühen Filme am Start. Wer also wissen möchte, welche Regisseure die starken Filme von morgen machen, hat hier als Trüffelschwein gute Chancen.

Das Festival will ein Sprungbrett sein. Die Veranstalter möchten dem Nachwuchs das „Kribbeln im Bauch“ ermöglichen, wenn sie ihre Arbeit dem Publikum präsentieren. Natürlich ist „abgedreht“ auch ein Forum für neue Ideen, Kontakte und den Meinungsaustausch. Jeder Film wird im Anschluss mit den Filmemachern und dem Publikum diskutiert.

Dabei wollen die Festivalmacher durchaus professionelle Steigbügelhalter sein, denn die Teilnehmer werden medienpädagogisch begleitet, ihnen soll beim Einstieg in die Filmindustrie geholfen werden. Deshalb bietet Lorenz Müller, der in der Filmwerkstatt Kiel schon vielen Nachwuchsregisseuren an den Start geholfen hat, am Donnerstag um 17 Uhr im Metropolis eine Beratung an.

Einen Tag später dürfte die Spannung steigen. Am Freitag um 20 Uhr beginnt die Preisverleihung. Eine Jury wählt unter allen Beiträgen die fünf besten aus. Auch das Publikum vergibt eine Auszeichnung an seinen Favoriten. Ein besonderer Anreiz dürfte außerdem die Nominierung zum internationalen Nachwuchs-Filmfestival „up and coming“ sein, das in Hannover veranstaltet wird.

Im ersten Vierteljahrhundert haben die Teilnehmer insgesamt 5000 Filme eingereicht, so hat das „abgedreht“-Team errechnet. Einige der besten der vergangenen Jahre werden diesmal wieder zu sehen sein. Die Veranstalter von einem der ältesten Nachwuchsfestivals Deutschlands rechnen mit etwa 1600 Besuchern.

„abgedreht“ Mi 11.12. bis Fr 13.12., Metropolis (U Gänsemarkt), Kleine Theaterstraße 10, Karten 4,-/2,-, www.abgedreht-hamburg.de