Ein wilder Ritt durchs Gruenspan: Die US-Band Gogol Bordello mixt Punk, Folk und Polka mit Musik der Sinti und Roma

Auftritte von Gogol Bordello sind ein wilder Ritt. Man mag noch so müde, gestresst oder gedankenversunken zum Konzert kommen: Sobald Sänger und Gitarrist Eugene Hütz mit seinen meist sieben bis acht Musikern die Bühne betritt und sie ihren höchst schmissigen Crossover-Mix anstimmen, wird der Zuschauer und -hörer unweigerlich von diesem musikalischen Galopp mitgerissen, der erst endet, wenn die letzten Takte verklungen sind. In der Regel ergibt sich das Publikum schnell und tanzt, tanzt, tanzt. Die Combo, die sich 1999 in New York gründete und zuvor hauptsächlich auf Hochzeiten für Stimmung sorgte, verquickt Punk, Folk und Polka mit traditionellen Rhythmen der Sinti- und Roma-Kultur sowie mittlerweile auch mit Latin-Einflüssen.

Treibende Kraft bei Gogol Bordello ist Frontmann Hütz, eine Mischung aus Gypsy-König, Hippie-Typ und Großstadt-Cowboy. Er kam als ukrainischer Immigrant nach Amerika, wo er Musiker aus Osteuropa, Israel und den USA um sich scharte. Popularität gewann die Gruppe jedoch nicht nur durch ihre energetische Live-Präsenz, sondern auch durch Auftritte in Spielfilmen wie „Alles ist erleuchtet“ und „Filth and Wisdom“, einer Regiearbeit von Popstar Madonna, in der Hütz die Hauptrolle spielte.

Mit „Pura Vida Conspiracy“ ist nun in diesem Jahr das sechste Studioalbum dieses zunehmend Richtung Mainstream vagabundierenden Haufens erschienen. Darauf finden sich erneut höchst party-taugliche Songs, allen voran der Opener „We Rise Again“, der klingt, als würde ein Pirat eine Revolution anzetteln. Hütz ruft und rappt, die Geigen streichen nervös und angenehm neben der Spur, der Trommelwirbel peitscht den Aufruhr voran. Und das zwischendurch eingeworfene „Woppah“ kann als Freude am Leben ebenso interpretiert werden wie als spontaner Trinkspruch.

Gogol Bordello kann die Luft aber auch ein wenig herausnehmen. Zumindest zwischenzeitig. „I Just Realized“ zum Beispiel ist ein nachdenkliches Liebeslied, das die Singer-Songwriter-Seite der Band zum Vorschein bringt. Konzertgänger sollten sich für den Gig von Gogol Bordello im Docks aber vorsorglich doch ein Handtuch einstecken. Denn: Der Schweiß, der wird fließen.

Gogol Bordello Do 21.11., Einlass: 19.00, Beginn: 20.00, Docks (U St. Pauli), Spielbudenplatz 19, Tickets: 24,- zzgl. Geb. im Vvk.; gogolbordello.com