Das Schwestern-Trio Haim aus Los Angeles kommt als Band der Stunde ins Gruenspan

Die Haare sind lang, die Röcke kurz, die Gesichter hübsch. Mädchenbands erfreuen sich seit den 50er-Jahren immer einer besonderen Aufmerksamkeit. Wenn sich dann auch noch drei Geschwister zu einer Combo zusammengefunden haben und wenn sie zudem auch noch spielen können, ist dem Begeisterungs-Hype keine Grenze gesetzt. Genau das passierte mit Haim, einem Trio aus dem San Fernando Valley in Kalifornien. Das Tal außerhalb von Los Angeles gilt als ein Zentrum der amerikanischen Pornoindustrie, Frank Zappa hat mit „Valley Girl“ mal einen Song darüber geschrieben. Aber mit Pornos und exaltiertem Progressive Rock haben die Schwestern nichts zu tun. Sie stammen aus einer jüdischen Familie, der Vater ist Immobilienmakler und Hobbymusiker.

Diesem Umstand verdanken Este, Danielle und Alana, dass sie schon von klein auf alle möglichen Arten von Instrumenten zu Hause hatten. Sehr früh probierten sie Schlagzeug, Gitarren und Klavier aus und wurden von den Eltern angespornt, selber Songs zu spielen. Hausmusik war bei den Haims sehr angesagt, wenn später auch nicht immer zum Wohlgefallen der Töchter. Aus den privaten Aktivitäten, gründete sich eine Familienband, die bei Schulfesten und Bar-Mizwas klassischen Rock von Billy Joel, Santana und den Rolling Stones nun öffentlich zum Besten gab. Doch geschadet hat den Schwestern diese Teenager-Erfahrung nicht, in den Songs ihres Debütalbums „Days Are Gone“ findet sich eine Menge der Musik wieder, mit der sie sozialisiert worden sind.

Das erste Studioalbum von Haim war eine lange und schwierige Geburt

Ihr Stern als Band ging im vergangenen Jahr beim SXSW-Festival in Austin (Texas) auf. Da galten die Schwestern als einer der Geheimtipps des Festivals, nicht zuletzt, weil Strokes-Sänger Julian Casablancas und die Singer-Songwriterin Jenny Lewis bereits Werbung für Haim gemacht hatten. Ihr Auftritt in der „Karma Lounge“ in Austin war furios, entsprechend rissen sich die Plattenfirmen um die „California Girls“. Obwohl Haim bereits ein Repertoire an eigenen Songs hatte, gestaltete sich die Produktion des Debüts alles andere als einfach. Immer wieder wurde die Veröffentlichung verschoben, weil wieder ein Produzent ausgetauscht wurde oder man mit dem Sound insgesamt noch nicht zufrieden war. Ende September war es dann endlich so weit.

Die elf Songs halten nicht ganz die Energie ihrer Liveshows, doch „Days Are Gone“ enttäuscht auch nicht. Die Schwestern haben ein gutes Gespür für poppige Songs, zuweilen lassen sie es mit Bass und den beiden Gitarren krachen, doch den wirklichen Beweis ihrer Klasse werden Haim erst im Gruenspan auf der Bühne antreten. Wenn sie dann richtig dreckigen R&B spielen, werden auch diejenigen verstummen, die abfällig von „Hype des Jahres“ sprechen.

Haim Mo 25.11., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Karten zu 25,40 im Vorverkauf; www.haimtheband.com