„I Lombardi“ bietet zum Finale eine krude Geschichte

Hamburg. Das spektakulärste, weil ungewöhnlichste, auch klügste Projekt zum 200. Geburtstag Giuseppe Verdis, das jenseits der Operntrampelpfade selten Gehörtes aufbereitet hatte, ist mit dem Abschluss der Operntrias von Frühwerken des Meisters, mit „I Lombardi alla prima Crociata“, an der Staatsoper zu Ende gegangen.

Zur allgemeinen Zufriedenheit, wie die letzte Premiere vermuten ließ. Keine Unmutsäußerung trübte die Stimmung, es wurde gejubelt, wo nur wenig Anlass zu überschwänglicher Freude bestand. Wie viel Genügsamkeit inzwischen beim Publikum herrscht, das wurde hier einmal mehr deutlich. Ein Jammer.

Das Experiment, mit „La Battaglia di Legnano“, „I due Foscari“ und „I Lombardi alla prima Crociata“ drei mehr oder minder unbekannte Werke von Giuseppe Verdi zu einem Ganzen zusammenzuzwingen, legitimiert durch die frühen Entstehungsjahre, kann nur als teilgeglückt gelten, trotz des Gewinns, Bekanntschaft mit dem einen oder anderen Werk auf der Bühne gemacht zu haben.

Denn Regisseur David Alden ließ sich bei seinem Staatsoperndebüt gemeinsam mit dem Bühnenbildner Charles Edwards und der Choreografin Maxine Braham Absonderlichkeiten einfallen, von denen man dachte, sogar hoffte, Regie und Team hätten eigentlich Parodien im Sinn.

Hatten sie nicht. Offenbar war alles auch da bitterernst gedacht, wo der Optimismus bestand, endlich werde der Geist aus dem uralten Regiegesöff ironisch gebrochen. Wenn der Geiger Konradin Seitzer die Bühnenwüste entert und fabelhaft sein Solo geigt – er bekam den meisten Applaus – hätte es ja sein können, dass das Team um Regisseur Alden mit einem Augenzwinkern zu verstehen gibt: Alles nicht so schlimm, Leute. Entspannt euch. Genießt die Musik.

Dafür aber waren sie leider nicht mutig genug, trieben es nicht auf die Spitze. So ging das Elend in einer Geschichte weiter, die so krude ist, dass vorheriges Studium des Inhalts unbedingt Not tut. Wedelndes Händeringen, tänzerischer Kitsch, Maskenmännchen mit Hackebeilchen, chorischer Großeinsatz – toll – und wilde Bekreuzigungen, man traute seinen Augen kaum, was einer Regie-Crew alles so einfallen kann. Nicht einmal der Ansatz psychologischer Personenführung war vorhanden.

Bleibt die musikalische Seite: Nach anfänglichen Schwammigkeiten hatte Simone Young das Ganze im Griff und auch die Solisten, unter ihnen Elza van den Heever, John Relyea, Dimitri Pittas und Massimiliano Pisapia, versöhnten erst im 4. Akt mit stimmlichen Glanzleistungen.