Der Rapper euphorisierte seine Fans im ausverkauften Kiez-Club

Hamburg. Der Typ ist ein Phänomen. Die Herbsttour durch kleinere Clubs, bei der Casper momentan sein neues drittes Album „Hinterland“ vorstellt, war innerhalb von zwei Stunden ausverkauft. Auch für das erste von zwei Konzerten in der Sporthalle 2014 gibt es keine Karten mehr. Entsprechend euphorisch war die Stimmung bei jenen, die für den Gig im Gruenspan am Montag noch ein Ticket ergattern konnten.

Im lila Halbdunkel betritt der 31-Jährige mit seiner sechsköpfigen Band die Bühne. Ein hymnisches Intro vom Piano ertönt, gefolgt von einem donnernden Schlagzeugtakt. „Hamburg! Habt ihr Bock? Ich will euch springen sehen.“ Diese Aufforderung ist das erste, was Casper mit seiner dunklen Schmirgelstimme übers Mikro schickt, begleitet vom Kreischen der weiblichen Anhänger. Die folgenden gut anderthalb Stunden sind dann pure Energie.

Casper eröffnet die Show mit dem Selbstbehauptungssong „Im Ascheregen“, um dann deutlich zu machen, wie er die Welt sieht: „Alles endet (aber nie die Musik)“. Auch wenn „Hinterland“ als Tonträger mitunter recht folkig arrangiert ist, ist live ein ums andere Mal seine Metal- und Hardcore-Vergangenheit herauszuhören. In brachiale Beats mischen sich grollende Riffs. Die Bühnenwand ziert der riesige Umriss eines Predigers, entnommen aus dem Artwork zur Platte und ein Verweis auf die kindliche Heimat des Deutsch-Amerikaners. Bis zu seinem elften Lebensjahr lebte Casper, bürgerlich Benjamin Griffey, in den US-Südstaaten, bevor seine Mutter mit ihm nach Bielefeld zog.

Das Predigende ist aber natürlich auch Teil seiner Rap-Persona. Denn Casper ist ein großer Gefühls- und Gesangsdirigent. Sein textsicheres Hamburger Publikum singt auf Stichwort ganze Passagen lautstark mit. Etwa von neuen Nummern wie dem Beziehungslied „20qm“ oder dem sehr fein mit Trompete und Akkordeon dargebotenen „Endlich angekommen“. Aber auch ältere Stücke wie „Der Druck steigt“ oder „So perfekt“ feiern die Fans. Sie springen, tanzen, schwitzen und recken ihre Arme in die heiße Luft.

Klar ist der Rap, auch in Caspers Indie-Variante, immer eine Ego-Nummer. Aber wie er von seinem Leben erzählt, geht offenbar viele an. Er schleudert eine Lebensfreude hinaus, die oft eine wütende, mitunter auch pathetische ist, aber niemals eine gleichgültige.