Dieter Hallervorden zeigt in dem Drama „Sein letztes Rennen“ was in ihm steckt

Paul Averhoff ist gerade ins Altenheim gezogen. Seiner großen Liebe wegen, Margot, die jetzt den Haushalt nicht mehr schafft. Paul kann sich jedoch nur schwer mit der Lethargie der Heimbewohner, den rigiden Heimregeln und Freizeitbeschäftigungen anfreunden. So fällt sein trauriger Blick auf ein Foto, dessen Glasrahmen längst einen Sprung hat, das ihn aber im glücklichsten Moment seines Lebens zeigt: mit Goldmedaille, als er 1956 den Marathonlauf in Melbourne gewann. Und mit seiner Margot im Arm, die ihn damals trainiert hat.

Und so reißt sich Paul aus seiner Wehmut. Er beginnt, im Park des Heimes zu laufen. Er will allen Ernstes noch mal antreten, für einen letzten Marathon. Die Heimleitung glaubt, der alte Herr habe, wie sein Foto, einen Sprung. Und die Heimbewohner glauben es auch. Aber als sie hören, wer Paul Averhoff ist, können sie sich plötzlich alle erinnern, wie stolz sie damals waren auf „ihren Paul“. Der Marathon von Melbourne (auch wenn den in Wahrheit ein Franzose gewonnen hat), wirkt hier verbindend wie das Wunder von Bern.

Paul steckt mit seinem Schwung seine Mitbewohner an. Sehr zum Unmut der Heimleitung. Aber da büxt er mit seiner Margot aus und setzt sich zu Reinhold Beckmann in die Talkshow. Jetzt weiß ganz Deutschland von seinem Fall und echauffiert sich über die Bedingungen in Altersheimen.

Das Kino sprang lange kaum besser um mit der älteren Generation. Doch seit kurzem gibt es einen erfreulichen Trend, der Lebensabend wird thematisiert und Alt-Stars gefeiert („Und wenn wir alle zusammenziehen?“, „Best Exotic Marigold Hotel“, „Quartett“, „Bis zum Horizont dann links“). Nun spielt auch Dieter Hallervorden in dieser Liga. Ein Mann, dem wir alle schrecklich unrecht getan haben. Den wir immer nur als den Didi aus „Nonstop Nonsens“ gesehen haben, eine Serie, die schon Jahrzehnte zurück liegt. Hallervorden macht Kabarett und betreibt gleich zwei Theater in Berlin. Und doch wird er immer auf „Palim Palim“ reduziert. Aber nun hat Hallervorden, immerhin schon 78, auch im übertragenen Sinn die Schuhe geschnürt, um uns, wie sein Paul, zu zeigen, was noch in ihm steckt.

„Sein letztes Rennen“ ist einer der schönsten Filme des Jahres. Und der Paul für seinen Darsteller so spät noch die Rolle seines Lebens. Vergesst Didi! Hallervorden ist jetzt, wie Dustin Hoffman, „Der Marathon-Mann“.

Bewertung: empfehlenswert

„Sein letztes Rennen“ D 2013, 114 Min., ab 6 J., R: Kilian Riedhoff, D: Dieter Hallervorden, Tatja Seibt, täglich im Cinemaxx Dammtor, Passage, UCI Mundsburg; www.sein-letztes-rennen.de