Das Drama „Der Butler“ erzählt von einem Mann, der von 1957 bis 1986 sieben US-Präsidenten diente

Ein alter Herr sitzt in der Lobby des Weißen Hauses, zu diesem Zeitpunkt weiß man noch nicht, dass Cecil Gaines, der von 1957 bis 1986 sieben US-Präsidenten als Butler gedient hat, darauf wartet, vom gerade gewählten Präsident Obama empfangen zu werden. Bevor Cecil vorgelassen wird, holt der Film weit aus, um über 80 Jahre hinweg aus seiner Perspektive die Geschichte der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung aufzurollen: In den Zwanziger Jahren muss Cecil auf den Baumwollfeldern im tiefen Süden zuschauen, wie seine Mutter vergewaltigt und sein Vater erschossen wird. Aus Mitleid und einem letzten Rest an Anstand nimmt ihn die Matriarchin der Plantage als „Hausnigger“ ins Haus. Ein Raum müsse sich leer anfühlen, wenn er sich darin befinde, lernt er da. Auf die Kunst der Unsichtbarkeit kann er bald Anstellungen in einem Nobelhotel und schließlich im Weißen Haus aufbauen. Damit beginnt sozusagen eine schwarze White-House-Kino-Version der britischen TV-Serie „Downton Abbey“, denn auch hier geht es um die Kräfteverhältnisse zwischen Bediensteten und Herrschaft, Upstairs und Downstairs.

„Der Butler“ birgt locker das Potenzial für eine ganze Fernsehserie, weshalb der Film streckenweise auch sehr skizzenhaft durch die Geschichte rast. Die Präsidentschaften von Eisenhower, Johnson, Kennedy, Nixon und Reagan werden da von Robin Williams, Liev Schreiber, James Marsden, John Cusack und Alan Rickman auf Cameo-Auftritte verkürzt.

Im Umfeld des Präsidenten soll Cecil nichts hören und sehen und schon gar nicht sprechen, und doch kann der schwarze Angestellte hier und da subversiv auf die weiße, amerikanische Geschichte einwirken. Forest Whitaker verleiht diesem stillen, duldsamen Beobachter des Weltenflusses eine enorme innere Würde. Im Spannungsfeld von höchster äußerer Zurückhaltung und innerem Aufbäumen spielt er einen Mann, der hinter der Fassade des Butlers zurücktritt und zugleich dem Zuschauer seine unterdrückten Gefühle eröffnet. Die Figur des Cecil Gaines basiert auf der Lebensgeschichte von Eugene Allen, dessen langes Butler-Leben bereits in einem „Washington Post“-Artikel und einem Dokumentarfilm erzählt wurde. Während sich die Szenen im Weißen Haus weitgehend so zugetragen haben, hat sich Drehbuchautor Danny Strong um einer Verdichtung der Geschichte der Bürgerkriegsbewegung willen im Privaten mehr Freiheiten genommen. So eröffnet sich zu Haus ein zweites Spannungsfeld zwischen Vater Cecil und seinem ältesten Sohn und ihren unterschiedlichen Vorstellungen über den Weg der Schwarzen zur Gleichberechtigung.

Dabei ist der Tonfall von Regisseur Lee Daniels, der schon in seinem mit dem Oscar ausgezeichneten Werk „Precious“ von subtilem Widerstand durch Bildung erzählte, deutlich weniger aggressiv als der seiner New Black Cinema-Vorläufer Mario van Peebles, Spike Lee, John Singleton oder Gavin Hood. Statt die Trommeln der Ku-Klux-Klan-Hetze zu schlagen, lässt er leise auch anklingen, wie sich weiße Präsidenten für die Sache der Schwarzen einsetzten, durchaus unter dem subversiven Druck von Cecil.

Dabei ist auch zu spüren, dass die schwarzen Schauspieler neben ihrem Talent viele persönliche Überzeugungen einfließen lassen, allen voran Forest Whitaker, aber auch Cuba Gooding Jr., Lenny Kravitz und schließlich Oprah Winfrey in einer ihrer seltenen, aber starken Filmrollen. In einer Talkshow hat die prominente Meinungsmacherin daran erinnert, dass die Rebellion, von der „Der Butler“ erzählt, auch ihre eigene Karriere erst ermöglicht habe.

++++- „Der Butler“ USA 2013, 130 Min., ab 6 J., R: Lee Daniels, D: F. Whitaker, Oprah Winfrey, täglich im Abaton (OmU), Cinemaxx Dammtor, Passage, Koralle, UCI Othmarschen; www.derbutler-derfilm.de