Dave Stewart ist auf seinem neuen Album „Lucky Numbers“ in Country- und Rock-orientierten Gefilden unterwegs und am Freitag im Mojo Club

Wenn Dave Stewart ein Video der Eurhythmics auf YouTube sieht, wird er wütend. Nicht weil er Ex-Partnerin Annie Lennox nicht mehr hören mag, sondern weil vor Hits wie „Sweet Dreams (Are Made Of This)“ oder „Here Comes The Rain Again“ Werbeclips laufen, die natürlich bezahlt werden. Aber nicht an Stewart. „Ich habe noch keinen Penny an Tantiemen dafür gesehen“, empört sich der Musiker. Bei einer Rede auf dem Reeperbahn Festival ein paar Tage vor seinem Konzert im Mojo Club kündigte er an, im kommenden Jahr eine Bank mit dem Namen First Artist Bank zu gründen, die dafür sorgen soll, dass Künstler aus dem Geschäft mit Streaming-Diensten und Videoabspielstationen im Internet bezahlt werden. Der Brite mit Wohnsitz in Los Angeles ist nicht nur ein umtriebiger Musiker, sondern in vielerlei Hinsicht auch ein auf Hochtouren laufender Aktivist. Weapons Of Mass Entertainment heißt seine Firma, die kreative Ideen aus Musik, Film, TV, Literatur, Theater und Neue Medien verbindet.

Als Heranwachsender träumte Dave Stewart von einer Karriere als Fußballer

Berühmt geworden ist Stewart in den 80er-Jahren mit den Eurhythmics, mehr als 100 Millionen Tonträger hat er mit seinen diversen Projekten verkauft. Für positives Aufsehen sorgte er zuletzt 2011, als er zusammen mit Mick Jagger, Joss Stone, Damian Marley und A.R. Rahman die All-Star-Band SuperHeavy gründete. Wie viele englische Jungs hatte er zunächst von einer Karriere als Profifußballer geträumt. Am liebsten beim AFC Sunderland, dem Erstligaclub aus seiner Heimatstadt im Nordosten Englands. Mit zwölf Jahren kam er für ein paar Wochen ins Krankenhaus und fing dort an, Gitarre zu spielen. „Die Krankenschwestern mochten, was ich spiele. Da habe ich mich umentschieden“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Stewart, Jahrgang 1952, hörte als Teenager viel Blues und Folk, Bob Dylan gehörte zu seinen Idolen. Diese frühen Hörerlebnisse hat er bewahrt, auch wenn er seine größten Hits mit tanzbarer Popmusik feierte.

„Lucky Numbers“ heißt sein aktuelles Album. Es ist das dritte Werk innerhalb von drei Jahren. Davor hatte Stewart 13 Jahre lang keine neue Platte unter seinem Namen herausgebracht. Seine unermessliche Kreativität lässt er derzeit wieder in seine eigenen Projekte fließen, nachdem er zuvor vor allem für andere Künstler als Songschreiber und Produzent tätig war. Für die Alben „The Blackbird Diaries“, „The Ringmaster General“ und nun für „Lucky Numbers“ ist Stewart ins Country-Mekka Nashville gereist, in dem er eine ganze Reihe von erstklassigen Sessionmuckern zu Hause ist. Aufgenommen wurde die aktuelle Platte im Südpazifik – auf einer 123 Meter langen Yacht, die Microsoft-Gründer Paul Allen gehört. Zusätzliche Sessions wurden dann in Los Angeles und in Nashville angesetzt, unter anderem kam dort das singende Supermodel Karen Elson für den Song „Nashville Snow“ ins Studio.

Als Gast kommt Stewarts 13 Jahre alte Tochter Kaya als Sängerin mit

Nach vielen Jahren kommt Dave Stewart wieder mal mit Band auf eine Deutschland-Tournee mit sechs Terminen. In Hamburg gastiert Stewart am 4. Oktober. Allerdings werden die Mitglieder seiner Lucky-Numbers-Band aus Nashville die Reise leider nicht mit antreten. In Europa spielt Stewart mit der Band von Saint Lu, einer in Berlin lebenden Sängerin. Saint Lu singt im Background-Chor von Stewart und bestreitet mit ihrer Band auch das Vorprogramm. Das spart Kosten. Zwei besondere Gäste bringt Stewart jedoch mit: Als Sängerinnen der Show sind die Australierin Vanessa Amorosi und seine 13 Jahre alte Tochter Kaya mit dabei.

Dave Stewart Fr 4.10., 20.00, Mojo Club(U St. Pauli), Reeperbahn 1, Karten 43,40; Internet: www.davestewart.com