Hamburg. Seit vielen Jahren pflegt Ballettdirektor John Neumeier intensive Beziehungen mit den großen Theatern in St.Petersburg und Moskau. Anfang September wurde nun in Russland das neue Gesetz gegen Homosexuellen-Propaganda mit großer Mehrheit verabschiedet. Das Propagieren von Homosexualität gegenüber Minderjährigen ist nun strafbar.

Der Ballettchef hat sich daher nach gründlichem Nachdenken zu einer Stellungnahme entschlossen: „Ich bedaure das neue Gesetz außerordentlich und halte es für rückwärtsgewandt. (...) Ich fürchte, es schürt Diskriminierung und Gewalt. Die Häufung von Fällen ist bekannt.“ Auch eine Gastspiel-Absage hat er offensichtlich kurz erwogen, doch ist er zu der Überzeugung gekommen, „dass es im Moment keinen Boykott meinerseits oder seitens des Hamburg Ballett geben soll. Mir sind Dialog und Austausch mit Russland sehr wichtig und Boykott – ein Abbrechen des Dialogs – ist nicht, woran ich glaube.“

Im März 2014 sei geplant, Neumeiers „Kameliendame“ im Moskauer Bolschoi Theater zu zeigen. „Ich möchte das Versprechen einhalten, das ich dem Künstlerischen Direktor Sergej Filin gegeben habe. Dieser wurde Opfer des grausamsten Gewaltverbrechens in der Geschichte des Balletts.“ Die Regenbogenflagge zu schwenken, dazu sei er nicht geeignet. Aber: „Ich äußere weiter meine Meinung zur Gleichberechtigung von Homosexuellen.“