„Drei Songs, kein Blitz“: Mit dieser Vorgabe müssen Konzertfotografen leben, wie der Hamburger Stefan Malzkorn. Er steht bei Rockkonzerten vor der ersten Reihe. Beim Reeperbahn Festival zeigt er seine besten Bilder.

Wenn an diesem Mittwoch das Reeperbahn Festival beginnt, sind bis Sonnabend nicht nur mehr als 300 Bands in den Clubs von St. Pauli zu erleben. Auch die Kunst ist ein Schwerpunkt mit zahlreichen Ausstellungen, Filmen und Lesungen. Und Stefan Malzkorns Fotoausstellung „Rock ’n’ Roll“ im Nochtspeicher führt Pop und Kunst zusammen. Dabei hat Malzkorn einen ganz unglamourösen Job. Der Konzertfotograf ist der hart arbeitende Mensch im Dunstkreis von stets unruhiger erster Zuschauerreihe, von Security („Drei Songs, kein Blitz“) und den Stars. Dennoch dürften Malzkorn viele von denen kennen, die in Hamburg gerne auf Konzerte gehen. Er ist der bekannteste Rock-Fotograf der Stadt und einer der renommiertesten in ganz Deutschland. Man beneidet ihn nicht immer, wenn man ihn mit seiner Kamera unter erschwerten Bedingungen auf den richtigen Moment warten sieht.

Oft ist er auch nicht allein, weil große Bands wie die Toten Hosen ja nicht nur von einem Fotografen abgelichtet werden. Wahrscheinlich nimmt er die Musik gar nicht wahr, weil der visuelle Auftrag die vollkommene und buchstäbliche Fokussierung auf das Körpergeschehen legt.

Anders gesagt: Ein Foto von einem Konzert ist nur dann gut, wenn es die Energie, den Spirit und die Magie der Live-Musik einfängt. Da muss ein entrückt in die Welt seines Songs abtauchender Sänger zu sehen sein oder ein heftig in die Saiten seines Instruments greifender Gitarrist; und man darf beim Schauen auf das Foto nicht an einen handwerklichen Vorgang erinnert werden, sondern muss die Musik mit seinem inneren Ohr hören.

Malzkorn hat viele Fotos dieser Art zuwege gebracht, er hat Musiker auf der Bühne, backstage und in Hotelzimmern, aber auch an ausgefallenen Orten fotografiert, Björk zum Beispiel mal in einem alten Gewächshaus. Für die Ausstellung „Stefan Malzkorns Rock ’n’ Roll“ ist der 49-Jährige tief in sein Foto-Archiv eingestiegen, um die besten Aufnahmen der letzten 20 Jahre hervorzuholen. Das muss auch eine nostalgische Angelegenheit gewesen sein, bei der Konzerte und Foto-Shootings (Letzteres ein Wort, das Malzkorn hasst) aus 20 Jahren aus der gedanklichen Versenkung geholt wurden.

Malzkorn hat Nirvana 1991 in der Markthalle fotografiert, er war mit Monster Magnet in Las Vegas. Einmal hat er eine Band beim Musikmachen auf dem St.-Pauli-Bunker begleitet, und ein anderes Mal, beim Dockville, hat er in genau dem Moment auf den Auslöser gedrückt, als die bierdosenbewehrte Konzertmeute die schönsten Alkoholfontänen zustande brachte, die je vor einer Bühne fabriziert wurden. Malzkorn beschreibt den Rock ’n’ Roll, der, obwohl er „nur“ sein Chronist ist, zum Lebenselixier wurde, wie folgt: „Das ist kein bestimmter Musikstil, das ist Ausdruck eines Lebensgefühls und einer Lebensphilosophie, das ist der Drang, auf eine Bühne zu gehen, das ist der Moment, es passieren zu lassen: sich auszuliefern, sich zu zeigen.“

Malzkorns Rock ’n’ Roll Die Ausstellung läuft vom 25.9. bis zum 31.12 im Nochtspeicher (Bernhard-Nocht-Str. 69a). Zu der Schau gehört eine Konzertreihe mit Tigerbeat (zur Eröffnung des Reeperbahnfestivals am 25.9.), Bernd Begemann (28.9.), Blackmail (1.11.), Jan Plewka & Marco Schmedje (28.11.), Elbtonal Percussion (7.12.) und Stefan Gwildis (20.12.)