Hamburg. „Jetzt sind wir 86 Jahre alt“, sagt Franz Mohr, der frühere Chefkonzerttechniker von Steinway & Sons, und lässt wieder sein helles, vergnügtes Kichern hören. Eher klingt es nach einem Lausbuben als nach jemandem, der in Würde alt geworden ist, nachdem er jahrzehntelang die Flügel der größten Pianisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestimmt hat. Am Freitag machte der aus Düren stammende, noch immer aktive Ermöglicher subtilster Klänge auf dem Flügel Station im Steinway-Haus und plauderte vor einem entzückten Publikum aus seinem an Anekdoten überreichen Leben.

Franz Mohr, der 1962 mit seiner Frau Elisabeth und zwei kleinen Jungen nach New York kam und das dort häufig gehörte Wort „once more“ mangels höherer Sprachkenntnisse für die amerikanische Version seines Namens hielt, kannte sie alle: Glenn Gould, der kanadische Klavierexzentriker, holte ihn in Toronto stets vom Flughafen ab, obwohl er Konzerte der von Mohr dort betreuten Pianisten nie besuchte. Für Arthur Rubinstein sprühte Mohr, wenn der Maestro es verlangte, die Tastatur mit Haarspray ein, damit sie griffiger werde.

Vladimir Horowitz verdankt Mohr seine ungewöhnliche Zweit-Karriere als Buchautor, Talkshowgast und Vortragsredner. Nachdem Horowitz bei seinem Comeback in Berlin 1984 verkündet hatte, „ohne meinen Stimmer spiele ich kein zweites Konzert“ und Mohr aus den USA zurückholen ließ, wurde aus dem Mann im Schatten selber einer im Rampenlicht. So Gott, mit dem Mohr täglich Umgang pflegt, will, war diese frohe Seele noch lange nicht zum letzten Mal in Hamburg.