Der Umbau des Schauspielhauses ist mehr als eine Renovierung – neue Technik entspricht modernsten Standards

Noch ist das Deutsche Schauspielhaus eine Baustelle, auf der mit Hochdruck gearbeitet wird. Wenn die neue Intendantin Karin Beier am 15. November, mit ihrer Inszenierung „Die Rasenden“ die neue Spielzeit eröffnet – einem siebenstündigen Abend, der sich aus vier Stücken der griechischen Antike zusammensetzt –, wird das schönste deutsche Theater über eine brandneue Technik verfügen. Und die Restaurierung des Zuschauerraums, die unmittelbar nach der letzten Vorstellung am 27. April begann und bei der Stuckateure, Vergolder, Maler und Restauratoren in 7500 Arbeitsstunden Decken, Lampen, Brüstungen, Putten, Gemälde und den Kronleuchter rekonstruieren, wird abgeschlossen sein.

An dem im Jahr 1900 eröffneten größten deutschen Sprechtheater hatte im Juni 2012 eine der umfangreichsten Umbaumaßnahmen in der Geschichte des Hauses begonnen. Am Bühnenturm, der Unter- und Obermaschinerie beherbergt und der zu Beginn der 80er-Jahre mit einem Umbau des Schauspielhauses erneuert worden war, hatte man gravierende Mängel festgestellt; er wird komplett neu geschaffen. Das Dach des Theaters wurde oberhalb der Bühne abgehoben, um den Bühnenturm um vier Meter auf nun knapp 29 Meter zu erhöhen. Die Prospektzüge sind jetzt nicht nur zwei Meter breiter, sie können auch 2,50 Meter höher fahren als zuvor. In der Untermaschinerie, dem Teil, der die Technik unterhalb der Bühne beherbergt, werden etwa 100 Tonnen Stahl ausgebaut. Der Mechanismus der Drehbühne wurde 1960 dort eingebaut. Die Elektronik war total veraltet, neue Bauteile gab es nicht mehr nachzukaufen. Sie mussten kostspielig nachgebaut werden.

Auch die Obermaschinerie entsprach nicht mehr den aktuellen Sicherheitsstandards. Vieles, was am Theater heute technisch machbar wäre, konnte im Schauspielhaus nicht mehr stattfinden. Die neuen Sicherheitsstandards, die mit dem Umbau einhergehen, bedeuten auch geringere Wartungskosten. In der Obermaschinerie hat man nun die Zahl der Prospektzüge von 42 auf 66 erhöht, wobei die Lastaufnahme jedes Zuges künftig 650 statt bisher 500 Kilogramm betragen wird.

Die Zuschauer werden mit Beginn der neuen Spielzeit sehr deutlich merken, wie sich das Geschehen auf der Bühne durch neue Möglichkeiten verändern wird. Ganz gewiss aber wird jedem im Publikum der restaurierte Zuschauerraum auffallen. Nachdem es 1960 und 1984 große Restaurierungen gegeben hatte, war es nun dringend an der Zeit, beispielsweise die stark verschmutzten Oberflächen im Zuschauerraum zu reinigen und zu erneuern. Die beiden großen Deckengemälde wurden, wie auch der Rest, in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutzamt restauriert. Dazu gehören: 14 Gemälde in den Medaillons, eine Neufassung der cremefarbenen Hintergründe, die Reinigung der Lampen und Leuchter, die Restaurierung der Stuckaturen, die Neufassung der Wände im 2. Rang, die Neufassung der Türen und die Neubelegung der Geländer.

18,5 Millionen hatte man für die Renovierung eingeplant. Unverschuldete Verzögerungen beim Baubeginn und neue Sicherheitsauflagen haben schon jetzt die Arbeiten teurer gemacht.