Sanierungsplan für Hamburger Symphoniker ist geknüpft an Einsparungen beim Konzertangebot und den Kinderkonzerten

Hamburg. Es ist nicht die erste Finanzkrise in der Geschichte der Hamburger Symphoniker, die nun bekannt wurde. Seit Gründung in den späten 1950er-Jahren hat das Traditionsorchester schon mehrfach um seine Finanzierung bangen und ums Weiterleben kämpfen müssen. Dass die Stadt nun mit rund 1,7 Millionen Euro aushelfen und eine akut drohende Pleite abwenden will, hat unter anderem mit ausbleibenden Einnahmen durch verloren gegangene Engagements und abgesprungene Sponsoren zu tun. Aber nicht nur.

Ebenfalls wichtig für das Verständnis der akuten Misere ist aber auch der chronische Streit von Intendant Daniel Kühnel mit der Kulturbehörde um die strukturelle Finanzierung der tariflichen Aufwertung der Symphoniker zum prestigeträchtigeren, aber eben auch kostspieligeren A-Orchester. Ende 2009 war ein entsprechender Haustarifvertrag in Kraft getreten. Außerdem hat Kühnel immer wieder die Funktion seines Orchesters in der wachsenden Musikstadt Hamburg betont, in der derzeit die Summe von knapp 800 Millionen Euro als Preis für den Bau der Elbphilharmonie offiziell genannt wird.

Im Vergleich zur Saison 2003/4 sei die Förderung durch die Stadt mittlerweile um 1,92 Millionen Euro angestiegen, dokumentiert die Senatsdrucksache, in der die geplante Einmalzahlung begründet wird. Von 2007 bis 2012 sei die Besucherzahl der Symphoniker um 61,4 Prozent gestiegen, heißt es dort auch, die Anzahl der Eigenveranstaltungen jedoch um 131 Prozent. Und in der Spielzeit 2012/13 sei das Orchester durch Sponsorengelder und Fördermaßnahmen des Bundes für das Reformationsjahr-Projekt (es gab 539.500 Euro aus Berlin) erstmalig seit langer Zeit in die schwarzen Zahlen gekommen. Es habe ein Plus von 4000 Euro erwirtschaftet.

Im Katalog der geplanten Sparzwänge und Kontrollinstanzen findet sich auch eine stärkere wirtschaftliche Verantwortung von Geschäftsführung und Intendant, der als persönlich haftender Vertreter gelten soll. Der bisherige ehrenamtliche Vorstand soll zum Aufsichtsrat werden. Ab der Saison 2014/15 sollen 20 Prozent des Intendantengehalts von der Einhaltung des von ihm vorgelegten Wirtschaftsplans abhängig sein. „Der Kulturbehörde ist wichtig, dass die Einmalzahlung nur auf Basis eines weitreichenden Sanierungsplans erfolgt“, sagte Kulturbehördensprecher Enno Isermann am Freitag. In diesem Plan sind auch die Auswirkungen auf das Konzertangebot der Symphoniker detailliert geschildert: So soll beispielsweise die Anzahl der Abo-Konzerte von derzeit 14 auf zwölf in der Saison 2014/15 reduziert werden, die Kinderkonzerte von momentan 24 auf 20 in der Spielzeit 2015/16.

Auf die Frage, ob die Behörde die geplanten Etatsanierungs-Maßnahmen mit Kühnel durchführen will, antwortete Isermann: „Dies ist nicht Sache der Stadt, da die Stadt keinen Vertrag mit ihm hat. Das ist Entscheidung der Symphoniker.“ Und: „Uns ist wichtig, dass nicht erneut ein Defizit aufläuft.“