Michael Bogdanov inszeniert „Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ an den Kammerspielen

Das Altonaer Theater setzt auf literarische Stoffe, die Kammerspiele auf Drehbuchadaptionen. Dabei ist es nicht selbstverständlich, dass das, was auf der Leinwand funktioniert, auch auf der Bühne überzeugt. Regisseur Michael Bogdanov ist da furchtlos. Am kommenden Sonntag inszeniert er die Premiere von „Jetzt oder nie – Zeit ist Geld“ in den Hamburger Kammerspielen. Die Uraufführung basiert auf dem Drehbuch der gleichnamigen Erfolgskomödie von Lars Büchel und Ruth Toma aus dem Jahre 2000.

„Die 60 Filmszenen kann man nicht einfach so auf die Bühne übertragen. Da mussten wir Sequenzen streichen, kürzen, an einigen Stellen ergänzen und Mittel, wie zum Beispiel Videoeinspielungen nutzen“, sagt Bogdanov. Die launige Seniorenkomödie handelt von der 83-jährigen abgebrühten Carla (Dinah Hinz), die allerlei Genussgifte ins Altenheim schmuggelt, ihrer Freundin, der 78-jährigen, manchmal zickigen Lilli (Diana Körner) und der gutmütigen Meta (Uta Stammer), die ihre Nervosität mit Psychopharmaka bekämpft. Alle drei hegen einen letzten Traum, eine Kreuzfahrt. Dafür sparen sie acht Jahre lang Geld an. Doch das Ziel vor Augen, werden sie beraubt. Damit abfinden wollen sich die rüstigen Rentnerinnen keineswegs. Und greifen zu drastischen Mitteln.

Die Stückfassung ist gespickt mit liebenswerten Sentenzen über das Alter, die Verflossenen und den Tod. Auch klapprige Figuren lassen sich selbst im Angesicht eines Infusionsständers das Lachen nicht verbieten. Der Brite Bogdanov schätzt den schwarzen Humor und die Ironie des Stückes. Heute sei doch 70 das neue 50. Die Damen genießen ihre Dreisamkeit, das gemeinsame Rudern auf dem See – und natürlich ein regelmäßiges Glas Schnaps.

Gleichzeitig spart das Stück nicht mit ernsten Momenten. Der Tod schaut vorbei. Komik und Traurigkeit gehen Hand in Hand. Unternehmungen schlagen fehl. Und auf ihre alten Tage droht den Ladys sogar ein Gefängnisaufenthalt. „Die wichtigste Botschaft ist die, dass man bis zum Ende versuchen muss, seine Träume zu verwirklichen“, so Bogdanov.

Um die rasante Schnitttechnik des Films zu imitieren, arrangieren die drei ebenfalls schon recht betagten Darstellerinnen Objekte und Möbel auf der Bühne immer wieder neu. Untermalt wird das Geschehen von Jazzmusik aus New Orleans. Musik, die die Drei womöglich in ihrer Jugend genossen haben. Der Theaterabend verspricht eine fröhlich-melancholische Sicht auf die letzten Dinge und keine todernste Geriatrie-Veranstaltung. Dafür wäre der Komödienprofi Michael Bogdanov auch der falsche Mann. „Ich bin auch schon im Rentenalter, aber ich denke nicht daran, aufzuhören. Ich arbeite, bis ich umfalle.“

„Jetzt oder nie – Zeit ist Geld" Premiere So 1.9., 19.00, Hamburger Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9-11, Karten zu 19,- bis 39,- unter T. 413 34 40; www.hamburger-kammerspiele.de