Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Seit bekannt wurde, dass ein amerikanischer Nachrichtendienst unter Bruch deutschen Rechts in der Bundesrepublik millionenfach auf private Netzdaten zugreift, ist die Verstimmung groß und das Verhältnis zwischen Deutschland und den USA ziemlich belastet. Doch kulturelle Auswirkungen hat das glücklicherweise nicht. So können viele Amerikaner zwar unsere Empörung nicht recht nachvollziehen, der New Yorker Politik-Analyst Dan Hamilton meint gar, dass sich Deutsche und Amerikaner nicht mehr verstehen. Aber dem Interesse an deutscher Kultur tut das offenbar keinen Abbruch. Im Gegenteil, selten war „Kunst made in Germany“ in New York so präsent. So ist im New Museum gerade eine Retrospektive von Rosemarie Trockel zu Ende gegangen, während die MoMA-Dependance PS1 in Queens Joseph Beuys, Adele Röder, Kerstin Brätsch und Katharina Sieverding zeigt, das MoMA selbst eine Ausstellung mit der aus Bad Oldesloe stammenden Künstlerin Isa Genzken und später eine Sigmar-Polke-Retrospektive plant. Und die renommierte Neue Galerie beweist seit Jahren mit stetig steigenden Besucherzahlen, dass Kunst aus Deutschland (und Österreich) in New York voll im Trend liegt.

Das ist keine schlechte Voraussetzung, um der gegenseitigen Entfremdung entgegenzuwirken. Es wäre nicht das erste Mal, dass Kunst Gräben zu überbrücken hilft, die von der Politik geschaffen wurden.