In der Nähe von Schleswig dreht Detlev Buck „Bibi & Tina – der Film“. Der Regisseur und Schauspieler übernimmt selbst wieder eine kleine Rolle

Loit. Er ist wieder da: Buck is back. Der Regisseur, Schauspieler und Produzent Detlev Buck, der im vergangenen Jahr seine opulente 3-D-Verfilmung von Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“ ins Kino brachte, für die er bis nach Ecuador reiste, vermisst zurzeit wieder seine alte Heimat Schleswig-Holstein. In der Nähe von Schleswig dreht er Szenen für seinen neuen Kinofilm „Bibi & Tina – der Film“. Es geht um die Abenteuer der Hexe Bibi Blocksberg und ihrer Freundin Tina auf einem Reiterhof.

Loit ist eine kleine Gemeinde mit 250 Einwohnern irgendwo im Nichts zwischen Böklund und Süderbrarup im Kreis Schleswig-Flensburg. Wenn man kurz vor dem Ortsausgangsschild abbiegt und über eine kleine Holzbrücke fährt, kommt man nach einigen Hundert einsamen Metern an den Drehort. Dort hat das Team einen Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert gefunden, der im Film zum „Martinshof“ wird. Mehrere kleine reetgedeckte Gebäude verbreiten ländliche Idylle, Schwalben machen halsbrecherische Flugmanöver dicht über dem Boden, Ziegen meckern, Pferde grasen, im Schuppen warten einige Hühner auf ihren Einsatz, sonst ist es still hier am Rand der Erdscheibe. Ungewöhnlich wirkt in dieser Umgebung eigentlich nur die große Piratenflagge im Garten – unweit der sicherheitshalber wachsam die Szene beobachtenden Kameraden von der Freiwilligen Feuerwehr Twedt.

In einer Dachluke sitzt der Regisseur und grinst wie Tom Sawyer, der es wieder mal geschafft hat, dass seine Freunde für ihn den Lattenzaun streichen. Unten wuselt das Team. Der Regisseur ist gelernter Landwirt, er fühlt sich auch deshalb in seinem Element und hat ausgesprochen gute Laune. Von seinem „Hochsitz“ herabgestiegen, wirft er Parolen in die Luft: „Das Leben ist kein Ponyhof.“ Ach was. Dann wieder: „Der Hopper muss da hin.“ Hopper ist bucksch für Pferd. Das wird nämlich jetzt für ein Foto gebraucht, für das sich die Darsteller Lina Larissa Strahl (Bibi), Louis Held (Alexander), Lisa Marie Koroll (Tina) und Ruby O Fee (Sophia) mit ihrem Regisseur zusammenfinden. Nein, es sei ihnen nicht schade um ihre Ferien gewesen, sagen sie unisono. „Man bekommt hier viel Aufmerksamkeit und lernt viele neue Leute kennen“, freut sich Bibi-Darstellerin Lina. Die Arbeit sei „aufregend, aber auch total lustig“.

Im Film, der im Frühjahr ins Kino kommen soll, wird es um die Freundschaft zwischen Bibi und Tina gehen, die auf ihren Pferden Amadeus und Sabrina für die Konkurrenz so gut wie unschlagbar sind. Abgerundet wird die Geschichte durch einen windigen Geschäftsmann, ein selbstverständlich süßes Fohlen und ein großes Pferderennen. Gehext wird natürlich auch. Aber nicht alles, was Bibi versucht, klappt am Ende auch, wie man hört. Im Vergleich zu seinem vorherigen Film verzichtet Detlef Buck übrigens hier auf eine Dimension: „Alles in 3-D zu drehen, das finde ich ein bisschen dicke.“

Aber: Schon wieder Pferde! Auch bei Bucks Cornelia-Funke-Verfilmung „Hände weg von Mississippi!“ und in Katja von Garniers „Ostwind“, in dem er mitspielte, ging es um die Hopper. Sie werden allmählich zu einem eigenen Sub-Genre in seinem vielseitigen Werk. Buck findet, sein Hang zum Tierfilm geht in Ordnung. „Es gibt genug romantische Komödien, die in Wohn- und Schlafzimmern spielen.“ Nach seinen Lieblingswesen auf einem Bauernhof gefragt, hatte er schon bei den „Mississippi“-Dreharbeiten gesagt: „Am besten finde ich die Pferde-Mädchen.“ Zu denen ist er nun zurückgekehrt. Natürlich übernimmt er, so viel Eitelkeit muss sein, auch selbst wieder eine kleine Rolle und spielt den Dr. Eichhorn, einen „netten Typ“, wie er sagt.

„Es ist, als ob wir Ferien machen würden. Ich werde hier auch wieder zum Jugendlichen“, freut sich Buck. In der Arbeit mit den Jugendlichen versucht er ein Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung herzustellen. „Für sie ist das ja hier nicht ihr Beruf.“

Der Vater dreier Töchter, der sich bei diesem Projekt Rat von ihnen geholt hat, will einen Film für Eltern und Kinder machen. Vom jungen Zielpublikum hat er klare Vorstellungen. „Man darf Kinder weder verhätscheln noch unterfordern. Die schnallen alles. Sie müssen aber auch immer schneller erwachsen werden.“ Diesen Trend möchte er mit seinem Abenteuerfilm ein wenig entgegenhalten. „Die heile Welt bleibt, aber sie ist bei mir nicht trutschig“, stellt der 50-Jährige klar.

Er sieht Bibi Blocksberg als Seelenverwandte von Pipi Langstrumpf, als Superheldin und Kollegin von Superman und Batman, „nur ohne Umhang“. Sie sei zwar auch nicht ganz taufrisch, er ist sich ganz sicher: „Wir müssen sie neu definieren.“ Das versucht er bis Anfang September auch noch in Drehorten in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Unterstützt wird der etwa fünf Millionen Euro teure Film aber auch durch die Filmförderung Schleswig-Holstein, für die Buck seit den 80er-Jahren zu den Stammkunden gehört.

„Hex, Hex!“, wer als Eltern bei diesem Zauberspruch mit hohem Wiederholungsfaktor keine Gänsehaut bekommt, muss eigentlich Kinder haben, die 1980 schon in der Pubertät waren. In dem Jahr machte Elfie Donnelly die kleine Hexe bekannt, die seitdem in mehr als 100 Hörspielen, 32 Büchern und 52 Zeichentrickfilmfolgen ihr charmantes, für Eltern aber eben manchmal auch etwas nervtötendes Wesen treibt. In zwei Kinofilmen hat Sidonie von Krosigk bisher Bibi verkörpert.

Produziert und verliehen wird der neue Film von der DCM Distribution, einer jungen Schweizer Produzentengruppe, die bisher durch internationale Koproduktionen wie Dustin Hoffmans Regiedebüt „Quartett“ oder die Nick-Hornby-Verfilmung „A Long Way Down“ auf sich aufmerksam gemacht hat, die im Frühjahr mit Pierce Brosnan in der Hauptrolle in die Kinos kommt. „Kinderfilme haben uns immer gereizt. Dieser besonders, weil er den typisch buckschen Humor hat“, sagt Produzent Marc Schmidheiny.

Aber schließt man nicht die Hälfte des potenziellen Publikums aus, weil es sich hier um einen reinen Mädchenfilm handelt? „Tendenziell ja“, räumt er ein. „Aber man wächst ja mit seinen Geschwistern zusammen auf und kann im Auto doch nur ein Hörspiel zur Zeit hören. Dann hört man eben das, was die Mehrheit entscheidet, und ich habe drei Schwestern…“