In der Rockshow „The 27Club“ lebt Musikgeschichte als starke Hommage wieder auf

Hamburg. Niemand kann singen wie Janis Joplin, niemand spielt Gitarre wie Jimi Hendrix, niemand erreicht die Bühnenpräsenz von Kurt Cobain. Aber was die Darsteller des „27Clubs“ im St. Pauli Theater auf die Beine stellen, lässt mit ihren Songs die toten Rock-Ikonen einen genussreichen Showkonzertabend lang auferstehen. Eingebettet in die sterbensaufregenden Geschichten ihres Todes im Alter von 27 Jahren, auf Englisch etwas dick auf- und vorgetragen von Richard Coke-Thomas, erklingen im zweieinhalbstündigen Programm 35 unsterbliche Hits. Dabei ist für jede Generation im Publikum ein eigener Star dabei, was zu stark unterschiedlichen Bewegungen im Saal führt. Bei den Songs von Janis Joplin und Jimi Hendrix wackeln die vorderen Reihen, während die Mitte des Parketts bei The Doors und Nirvana in stärkere Schwingungen gerät. Die Songs von Amy Winehouse schließlich finden in den Rängen die stärkste Resonanz. Bei den Klassikern der Rolling Stones, deren 27-jährig verstorbener Mitbegründer Brian Jones hier gefeiert wird, rockt hingegen der ganze Saal.

Die Überraschung des Abends ist Ewan Mackenna, der vor einem Jahr auch noch nicht damit gerechnet hätte, mit Songs von Kurt Cobain wie „Come As You Are“, „Breed“ oder „Where Did You Sleep Last Night?“ eine Bühne auf dem Kiez zu rocken. Sein wuchtiger Auftritt versetzt die Zuschauer in selige Nirvana-Zeiten zurück. Dabei lernte Mackenna den Regisseur der Tribute-Show, Toby Gough, bei einem Fotoshooting kennen und erwähnte beiläufig, dass er etwas Gitarre spiele und Cobain-Fan sei. Einen Tag später spielte der Küchenbauer vor, der bereits Alben mit der schottischen Band The Gillyflowers aufgenommen hatte, und war vom Fleck weg engagiert. Auch alle anderen tragenden Sänger und Musiker, von Chris Freer mit den Songs von Jim Morrison über Angie Darca (Janis Joplin), Fiona Lynch (Amy Winehouse) und Jon Mackenzie (Brian Jones) bis zu Ahmed Remally (Robert Johnson, Jimi Hendrix) gelingen erstaunliche Hommagen.

Dabei kommt es auf der kleinen Bühne des St. Pauli Theaters zu manchem Gedränge und erstaunlich wenigen Zusammenstößen. Denn neben den Sängern haben dort weitere Musiker ihren Arbeitsplatz eingerichtet, zum Beispiel James Grant am Schlagzeug, Andy Barbour am Keyboard und Kenny Tomlinson mit seinem Saxofon. Davor tanzt Sherinne Kayra Anderson in zeitgemäßen Kostümen, ohne jeweils mehr als einen Schritt in die eine oder andere Richtung machen zu können.

Das Lichtdesign von Rolling-Stones-Illuminator Patrick Woodroffe und Roland Greil ist nicht nur ein weiterer Lichtblick dieser Show, sondern erhellt über bunte bis grelle Zitate aus der Beleuchtungshistorie, welchen Geist und welche musikalische Zäsur jeder Künstler in seiner Zeit bedeutete.

„The 27Club“, St. Pauli Theater, bis 18.8., tägl. außer montags, 20 Uhr