Hamburg. Die Hölle, das sind immer die anderen, wissen wir von Jean-Paul Sartre. Nicht per se unsere Mitmenschen, sondern das Gegenüber als Spiegel unserer – erschreckenden – Selbsterkenntnis. In Luisa Taraz’ Inszenierung von Sartres „Die geschlossene Gesellschaft“ hat der Besucher von Anfang an das Gefühl, mitten in der Hölle zu sitzen. Bei gefühlten 40 Grad passt keine Maus mehr in das Nachtasyl unter dem Dach des Thalia Theaters.

Auf dem Bühnenpodest ein mit Licht markiertes Zimmer ohne Fenster, dafür rekelt sich Laura de Weck nackt als „Bronzestatue“ auf einem Bildschirm (Video-Installation: Simon Janssen). Nach und nach treffen die Bewohner ein. Der herrische Deserteur Garcin, bei Pierre Kiwitt ein Verführer mit Schlafzimmerblick. Die exzentrische Estelle (überdreht: Anna König) und die der Frauenliebe zuneigende kalte Intellektuelle Inés (artikulationsschwach: Julia Doege).

Auch wenn sie alle durch Martin Wolf als Kellner hier sehr höflich hineingebeten wurden, sie sind nicht zum Spaß hier, als Mörder haben sie Schuld auf sich geladen. Die klaustrophobische Situation, Schlaflosigkeit und vor allem die seelische Peinigung durch die jeweils beiden anderen formen sich zu einem unaufwendigen Kammerspiel der Verdammnis. Luisa Taraz hat mit Marie Pohl eine verknappte Textfassung erstellt, setzt in ihrer Inszenierung ganz auf die entgleisenden, allerdings mit viel unnötiger Emphase belegten Begegnungen der Figuren. Ein unter die Zuschauer verteilter „Chor der toten Mädchen“ haucht „Denk an mich“, ein schöne Idee.

Für diese existenzielle Dreier-Situation braucht es vor allem erstklassige Darsteller, da vermag eigentlich nur Pierre Kiwitt zu überzeugen. Die Schauspielerin Laura de Weck ist dagegen als stumme Statue eindeutig unterbeschäftigt.

„Die geschlossene Gesellschaft“ nächste Vorstellung 27.7., 20.00, Nachtasyl, Alstertor, Karten 15,99 Euro