Das St. Pauli Theater zeigt die Rock-Revue „The 27 Club“ als Hommage an Jimi Hendrix, Janis Joplin & Co. Für die Show wird eine deutlich größere Verstärkeranlage zum Einsatz kommen als im St. Pauli Theater üblich.

St. Pauli Theater. Kurt Cobain, der charismatische Sänger, Liedautor und Gitarrist von Nirvana, erschoss sich im April 1994 im Heroinrausch. Seine Mutter Wendy Fradenburg Cobain O’Connor kommentierte das laut Nachrichtenagentur Associated Press mit den Worten: „Now he’s gone joined that stupid club. I told him not to join that stupid club.“ Cobain-Biograf Charles R. Cross geht davon aus, dass diese Bemerkung nicht auf drei enge Verwandte Cobains gemünzt war, die Selbstmord begangen hatten, sondern auf vier große Vorbilder der jüngeren Musikgeschichte. Der Club, von dem die Rede war, ist der sogenannte 27 Club, eine begriffliche Vereinigung aller Stars, die wie Cobain im Alter von nur 27 Jahren starben.

Die vier toten Legenden, auf die sich Cobains Mutter vermutlich bezog, waren erstens Brian Jones, Gründungsmitglied der Rolling Stones. Er ertrank unter weitgehend ungeklärten Umständen mit 27 Jahren bei einer nächtlichen Party in einem Schwimmbecken. Ein gutes Jahr später erstickte zweitens der legendäre Rockgitarrist Jimi Hendrix mit 27 Jahren nach einer Überdosis Alkohol und Schlaftabletten an Erbrochenem. Drittens starb nur zwei Wochen später die gleichfalls 27 Jahre alten Sängerin Janis Joplin an einer Überdosis Heroin und Alkohol. Und viertens versagte 1971 das Herz von The-Doors-Sänger Jim Morrisson, nachdem es ebenfalls 27 Jahre lang geschlagen hatte. Die genauen Umstände seines Todes sind bis heute unbekannt.

Der schottische Regisseur Toby Gough nahm vor zwei Jahren den Tod der 27-jährigen Amy Winehouse – sie starb an einer Alkoholvergiftung – zum Anlass, eine Blues- und Rock-Tribute-Show mit Songs der Mitglieder vom „The 27 Club“ zu entwickeln, eine Hommage an Woodstock, seine musikalischen Vorläufer und die Folgen. Im St.Pauli Theater hat sie an diesem Freitag Premiere – mit 13 Mitwirkenden, Musikern und Sängern.

Die Künstler kommen ihren großen Vorbildern in Stimme und Auftritt oft erstaunlich nah, insbesondere Angela Jane in den Janis-Joplin-Songs und Ahmed „Aki“ Sed, der Jimi Hendrix auferstehen lässt. Dabei erklingen unter anderem die Klassiker „Voodoo Child“ und „Purple Haze“ von Hendrix, „Mercedes Benz“ und „Piece of my Heart“ von Joplin, „Paint it Black“ sowie „Miss You“ von den Rolling Stones und „Light my Fire“ von den Doors. Nach der deutschen Erstaufführung läuft die Show drei Wochen lang als Sommerrevue.

Regisseur Gough erzählt, er sei im Laufe der Recherchen zur Revue zum Zahlenmystiker geworden. 45 Musiker umfasst seine persönliche Mitgliederliste des Clubs inzwischen. Im Internet ist problemlos eine ganze Reihe weiterer Musiker zu finden, die seit 1892 im Alter von 27 Jahren starben. Komponist Alexandre Levy war allen anderen bislang notierten vorangegangen.

Bereits 1938 segnete mit Robert Johnson, seines Zeichens schwarzer Bluessänger und Gitarrist, ein Künstler das Zeitliche, auf den sich viele weitere Clubmitglieder explizit in ihren Kompositionen bezogen und dessen Songs die Blues- und Rockgeschichte beeinflussten. Um das Syphilis-Opfer Johnson ranken sich viele düstere Legenden. Er soll seine Seele dem Teufel verkauft haben, wie manch Abergläubischer glaubt. Johnson selbst kokettierte mit der Nähe zum Dämonischen. Titel wie „Crossroads“, „Me and The Devil“ legen publikumswirksame Fährten.

Im St. Pauli Theater wird Johnsons Fassung von „Sweet Home Chicago“ zu hören sein, bevor Brian Jones mit ersten Songs der Rolling Stones aufersteht. In den Schwerpunkten des Abends erklingen weitere Songs von Jimi Hendrix, Janis Joplin, The Doors und Nirvana. Ergänzt wird das Programm um mehrere Songs von Amy Winehouse, darunter „Valerie“, „Tears Dry on Their Own“ und „Back to Black“.

Für die Show wird eine deutlich größere Verstärkeranlage zum Einsatz kommen als im St. Pauli Theater üblich. Auch das Licht-Design der musikalischen Hommage wird aufwendiger als sonst. Lichtkünstler Patrick Woodroffe, der sonst Stadionshows für die Tourneen der Rolling Stones illuminiert, den Auftakt der Olympischen Spiele in London erhellte, unter anderem Paul McCartney bei seinem Konzert für Präsident Barack Obama ins rechte Licht rückte und die Lichtpulte zahlreicher Musical-Produktionen programmierte, wird für „The 27 Club“ auf der Reeperbahn die Scheinwerfer einrichten.

„The 27 Club“ 26.7.–18.8., tägl. außer Mo, jew. 20.00, St. Pauli Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 29/30, Karten zu 15,90 bis 49,90 unter der Abendblatt-Tickethotline T. 30 30 98 98

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