Hamburgs Vorzeigeveranstaltung in Sachen Jazz machte hohe Verluste. Die zwingen die Macher nun zum veränderten Konzept

Hamburg. Die Kritiken zum Programm des diesjährigen Elbjazz-Festivals im Mai waren in der Fachpresse überragend, 15.000 Zuschauer erlebten ein Wochenende lang hochklassige Musik, und dennoch wurde Hamburgs Vorzeigeveranstaltung in Sachen Jazz genau auf seine weitere Durchführbarkeit überprüft. Wegen des Regens und des Champions-League-Finales waren 5000 Zuschauer weniger gekommen als 2012 und hatten für ein happige Etatloch gesorgt: Die neuerlichen Verluste werden voraussichtlich bei 150.000 Euro liegen. Folkert Koopmans, Mehrheitsgesellschafter der Elbjazz GmbH, Elbjazz-Geschäftsführerin Tina Heine und Mitgesellschafter Karsten Jahnke entschieden dennoch, das Festival noch nicht sterben zu lassen, sondern mit einem geänderten Konzept weiterzumachen. Die Formel dafür klingt einfach: Kosten senken, Einnahmen erhöhen.

Die Partner kamen überein, Einschnitte beim üppigen Programm vorzunehmen. In diesem Jahr spielten mehr als 90 Ensembles auf zwölf verschiedenen Bühnen. Eine derartige Vielfalt gibt es – zumal mit einem Festival-Ticket, das nicht nur für einzelne Konzerte gilt – auf kaum einem anderen Jazzfestival der Welt. Allerdings kann jeder einzelne Festivalbesucher nur einen Bruchteil dieser Fülle erleben, weil die Programme parallel auf beiden Seiten der Elbe bei Blohm + Voss oder rund um die Fischauktionshalle liefen.

Heine tut sich noch schwer mit dem Gedanken, weniger Künstler buchen zu dürfen: „Das Programm ist in seiner Vielfalt an diesen besonderen Orten einzigartig und macht das besondere Konzept aus. Mit dem Wechsel von der HafenCity in die Fischauktionshalle haben wir schon Wege verkürzt. Wir überlegen jetzt, ob wir die Hadag mit ihren größeren Fähren zusätzlich für den Transport über die Elbe gewinnen können“, sagt Heine. Als neue Location denken die Elbjazz-Macher über das alte England-Terminal nach, um eine zusätzliche wetterfeste Bühne zu haben.

Im kommenden Jahr wird Heine auf mindestens 20 Künstler verzichten müssen, um die Vorgaben einhalten zu können. „Ich muss mir selber ab und zu gegen meine Booking-Euphorie auf die Finger kloppen. Aber es gibt so viele tolle Musiker, die man einfach auftreten lassen muss“, beschreibt sie ihr Dilemma. Mehr Headliner brauche das Festival jedoch nicht, mit Jamie Cullum, Joshua Redman und Chilly Gonzalez sei man inhaltlich sehr gut aufgestellt gewesen.

Gesucht wird nach weiteren Partnern, die Elbjazz unterstützen. Auch die Möglichkeit, europäische Fördergelder zu bekommen, prüft Heine. Die Kulturbehörde hat das Festival in diesem Jahr mit 100.000 Euro aus der Kulturtaxe unterstützt, diesen Betrag bekommt es auch im kommenden Jahr. Noch offen ist der Festivaltermin 2014. Das ursprünglich angekündigte Datum am 30./31. Mai wird überprüft, weil zu dem Zeitpunkt auch der Deutsche Röntgenkongress in Hamburg läuft und die Hotelsituation extrem angespannt ist.

Als Nagelprobe will Tina Heine Elbjazz 2014 nicht ansehen: „Wir müssen die Entwicklung in den kommenden zwei bis drei Jahren beobachten. Wenn wir eine deutliche Tendenz feststellen sollten, dass die Zuhörer Elbjazz nicht wollen, dann müssen wir daraus Konsequenzen ziehen. Aber bisher geht der Trend nach oben. Nur auf das Wetter haben wir keinen Einfluss.“