Ins Möbelhaus Brandes kann das Team vorerst noch nicht ziehen. Die nächste Zwischenlösung muss her. Macher auf der Suche nach einem neuen Ort in Altona oder auf St. Pauli.

Hamburg. Sigrid Berenberg ist ein pragmatischer Mensch, der noch dazu nicht zum Jammern neigt. „Ein Ortswechsel eröffnet immer auch kreative Möglichkeiten“, sagt sie also – am Fakt an sich ist ja ohnehin nichts zu ändern. Das Kultwerk West, das sich selbst bescheiden „öffentliches Wohnzimmer“ nennt und seit 2006 unter der maßgeblichen Beteiligung von Berenberg und ihren zwölf Mitstreiterinnen und Mitstreitern ein nicht mehr wegzudenkendes Netzwerk und Veranstaltungszentrum für alle denkbaren und diskussionswürdigen Spielarten von Kultur und Stadtgestaltung geworden ist, muss umziehen. Wieder einmal. Und sucht neue Räume. Wieder einmal.

Dass man an der Kleinen Freiheit nur bis Jahresende bleiben kann, wussten alle

Aus dem bisherigen Standort an der Ecke Kleine Freiheit/Simon-von-Utrecht-Straße, wohin man vor drei Jahren gewechselt war, nachdem die Kultwerk-Sofas wegen des Zuzugs der Ikea-Filiale in Altona nicht bleiben konnten, geht es an einen bislang unbekannten Ort. Dass man auch an der Kleinen Freiheit 42 nicht länger als bis zum Jahresende würde unterkommen können, war allen bewusst. Eigentlich jedoch hatte das Team, das pro bono arbeitet und unter anderem zu den Themen Stadtentwicklung und Gesellschaft, Design und Kunst, Film und Mode spannende Abende veranstaltet, gehofft, bis dahin in das ehemalige Möbelhaus Brandes an der Reeperbahn ziehen zu können – sogar schon für diesen Sommer war dieser Schritt geplant. Es hatte alles so gut geklungen: Ein finanzieller Gönner, der ungenannt bleiben möchte, hatte Millionen spendiert, um den Umzug aus der 80-Quadratmeter-Kulturbutze in ein 400-Quadratmeter-Zentrum zu ermöglichen. Das ebenso umstrittene wie begehrte Grundstück am Nobistor sollten sich das Diskussions- und Veranstaltungszentrum und eine Projektentwicklungsfirma teilen, deren Geschäftsführer der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Andreas Wankum ist. „Dieser Plan besteht auch noch immer“, versichert Berenberg. Nur ist eben bislang weder ein Um- oder Anbau passiert noch eine Sanierung. Die Gesamtplanung hängt an der Neubebauung im hinteren Teil, die Planungen dafür sind aber noch nicht abgeschlossen. „Vielleicht war es ein bisschen naiv von uns, dass wir geglaubt haben, das Ganze werde schon in diesem Sommer oder wenigstens zum Jahresende fertig“, gibt Berenberg zu. „Aber es muss aus technischen und finanziellen Gründen eben gemeinsam realisiert werden.“ Das kann dauern.

Spruchreif ist nichts, eine Möglichkeit könnte sich in Hafennähe ergeben

Da die derzeitigen Räume nicht weiter verlängert werden und eine Spielpause auf unbestimmte Zeit vermutlich das Ende des Kultwerk-Projekts bedeuten würde, sind die Macher auf der Suche nach einem neuen Ort in Altona oder auf St. Pauli. Sie haben sich unter anderem bereits an die Bezirksämter Altona und Mitte gewandt. Eine weitere Möglichkeit könnte sich in Hafennähe eröffnen, deutet Berenberg an. „Es ist aber noch nichts spruchreif.“ Das Schlimmste sei ohnehin nicht, dass sich das Publikum wieder an einen neuen Zwischenort gewöhnen müsse, bevor es eines Tages – hoffentlich – endgültig ins Möbelhaus Brandes geht. „Das Schlimmste ist eigentlich“, seufzt Berenberg, „dass so ein Umzug schon wieder unnötig Geld kostet.“