Kurt Krömer reiste mit Kamerateam ins Kriegsgebiet und schrieb ein Buch darüber. Im Camp und auf den wenigen Wegstrecken, die er in dem Bürgerkriegsland zurücklegt, realisiert er die Gefahren, denen die Soldaten und Einheimischen ausgesetzt sind.

Noch einer, der sich bemüßigt fühlt, in ein Kriegsgebiet zu reisen und dann darüber zu berichten. Diesmal ist es Kurt Krömer („Krömer – Late Night Show“), der Humorist von der ARD, der nach Afghanistan fliegt. Nicht ganz allein, er hat ein Team dabei, bestehend aus Kameraleuten und seinem Co-Autor, dem in Hamburg aufgewachsenen Tankred Lerch, der nicht nur beim Gagschreiben fürs Fernsehen, sondern auch beim Verfassen des schmalen Reiseberichts half.

Wenn „Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will. Zu Besuch in Afghanistan“ (KiWi, 9,99€) jetzt erscheint, kann man erst einmal gewisse Abwehrreflexe nicht verhehlen, freut sich aber über eine Episode in Krömers Buch, die der Berliner offenherzig ausbreitet: wie ihn, den komischen Truppenbesucher aus Deutschland, eine Boulevardzeitung anruft mit der Bitte um Fotos. Krömer, der am Abend wieder einen Auftritt im Bundeswehrcamp haben wird, hat darauf keine Lust.

So schreibt er zumindest, man glaubt das jetzt mal einfach. Darüber hinaus liest man den Bericht mit wachsendem Interesse, denn Krömer, der mit bürgerlichem Namen Alexander Bojcan heißt, macht etwas, das nicht unbedingt erwartbar ist: Er fliegt ein zweites Mal, ohne Einladung, in die Krisenregion. Diesmal verweilt er nicht in dem Kokon, der ein militärisch abgesichertes Lager zwangsweise ist, sondern besucht das zivile Afghanistan in Kabul. Dort muss er einmal Stunden im Hotel bleiben, weil es eine Terrorwarnung gibt – und manchmal sogar weinen, wenn er die Kargheit des Lebens in den Armenrevieren gewärtigt.

Komisch findet der 1974 geborene Mann des Humors das dann alles nicht mehr, und das sind die eindringlichsten Momente seines Buchs, das ja eigentlich wenig Neues bietet, weil die seit mehr als zehn Jahren gedrehten und geschriebenen Reportagen überpräsent sind. Ein weiterer Begleiter Krömers ist der „Zeit“-Journalist Peter Kümmel, dessen in der Wochenzeitung erschienene Text Krömer seinem Werk teilweise einverleibt hat; im ersten Teil seines Buches ist das wohl als Gegengewicht zum komischen Blickwinkel Krömers gedacht (auf dem Hinflug: „Schön ist es nicht, und die Sonne geht hier schneller unter als die FDP in Deutschland“).

Das ganze Projekt beginnt ja eigentlich mit einer Pointe, denn es war der junge Alexander Bojcan, der jahrelang vor dem Kreiswehrersatzamt davonlief und am Ende sogar Totalverweigerer war. Der Realität in Afghanistan verweigert er sich nicht. Im Camp und auf den wenigen Wegstrecken, die er in dem Bürgerkriegsland zurücklegt, realisiert er die Gefahren, denen die Soldaten und Einheimischen ausgesetzt sind. Und später, beim mehrtägigen Crashkursus „Alltag Kabul“, driftet er hinüber ins Paralleluniversum, das nur die kennenlernen, die ein bestimmtes Maß an Mut und auch Moral mitbringen.