Ein historischer Bau, immer wieder neue Pläne: Diesmal will sich eine Altonaer Klavierfirma ans Denkmal wagen. Seit zwölf Jahren steht das einzigartige Gebäude bereits leer.

Hamburg. In die Wiederbelebung der berühmten Schilleroper auf St. Pauli kommt Bewegung. Nachdem sich Eigentümer und Ämter jahrelang auch vor Gericht gestritten haben, suchen nun die Parteien einen gemeinsamen Weg. Wie kein anderer historischer Veranstaltungsbau in Hamburg fliegen dem historischen Bau die Sympathien zu. Hier trat einst der junge Hans Albers auf. Und über lange Jahrzehnte eroberte sich die Schilleroper mit Musik, Theater und Gaststätte einen festen Platz in den Herzen der Hamburger.

Doch seit zwölf Jahren steht das einzigartige Gebäude leer. Die runde Stahlkonstruktion war 1889 als fester Zirkusbau eröffnet worden und wurde später zum Theater und zur Oper umgebaut. Ursprünglich bot die geniale Eisenkonstruktion 1000 Besuchern Platz. Im Laufe der Jahre beheimatete die Schilleroper Garagen, Wohnungen, Gaststätten, Notunterkunft für Obdachlose, Hotel, Lagerhalle, einen Klub, Bar und Veranstaltungsbühne. Ein Abrissantrag der Eigentümer scheiterte im Jahr 2007. Nach langen Auseinandersetzungen zwischen Verwaltung und der Eigentümergemeinschaft wurde der Stahlbau unter Denkmalschutz gestellt.

Pläne für die Wiederbelebung gab es genug. Bernhard Paul vom Circus Roncalli plante, das Gebäude an anderer Stelle wieder aufzubauen und in einen kleinen Palast für Musik, Kleinkunst, Esskultur zu verwandeln. Andere Pläne hatten Musical-Veranstalter und Medien-Agenturen. Nun möchte die Altonaer Klavier Knauer die Schilleroper kaufen und dort nicht nur ihr Geschäft einrichten, sondern auch den historischen Veranstaltungstempel mit einem „Bühnenbetrieb auf internationalem Niveau“ bespielen. Neben Kleinkunst-Musikveranstaltungen plant die Firma auch ein Varieté, Kooperationen mit Großveranstaltern, Musikschule, Tonstudio, Proberäume für Pianisten und eine Reparaturwerkstatt für Klaviere. Zu den Kunden des Klavierhändlers zählen die Fabrik, das Thalia Theater, Schmidts Tivoli, das Altonaer Theater und die O₂World. Bevor sich Firmenchef Jed Knauer der klassischen Musik zuwandte, war er international erfolgreich mit der Pop-Gruppe Promises, die in den 1970er-Jahren Hits wie „Baby It’s You“ hatte.

„Wir haben unser Kaufinteresse dem Anwalt der Eigentümer mitgeteilt“, sagte Gerd Stange aus der Geschäftsführung der Klavierfirma. Gleichzeitig hat Klavier Knauer mit einem Brief die Bezirksversammlung von Mitte um Unterstützung für deren „Traum“ gebeten. Die Firma möchte, dass die Bezirkspolitiker prüfen, ob „die Stadt eher kontraproduktiv bei Gestaltungsplänen agiert“.

Unter Gerd Stange informiert die Firma auch bei Facebook. „Egal, mit wem ich aus Theater, Film und der Musikszene spreche, ich erlebe sehr viel Zustimmung für unser Projekt. Wir wollen, dass auch die anderen Hamburger ihr Herz für Schilleroper öffnen.“ Bald soll es auch eine eigene Facebook-Seite von Klavier Knauer für die Schilleroper geben. Andere Facebook-Seiten von Freunden des Gebäudes gibt es schon. Sympathisanten besetzten das Gebäude im Herbst 2011, im September 2012 wurde ein Straßenfest zum Tag des offenen Denkmals dort gefeiert.

Für die Finanzierung hofft die Firma auf Sponsorengelder und „Zuwendungen der Stadt“. Denn die Lage ist verzwickt. Um wieder ein großes Theater in der Schilleroper zu installieren, sei „die Quadratur des Kreises“ notwendig, sagte Thomas Scheliga, der Anwalt der Eigentümer, dem Hamburger Abendblatt. Scheliga: „In Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt werden jetzt Ideen geprüft.“ Dabei wird auch die Frage geklärt werden müssen, wie groß Veranstaltungen sein können. Wegen des nahen Pferdemarkts sei mit erheblichen verkehrlichen Problemen zu rechnen. Die Hamburger Kulturbehörde bestätigte die Gespräche. „Das Denkmalschutzamt redet mit den Eigentümern über Nutzungsmöglichkeiten, die das Denkmal erhalten“, erklärte Behördensprecher Enno Isermann.

Zum Jahresende will Klavier Knauer seinen Standort an der Holstenstraße aufgeben. „Doch wir haben keinen Druck, in die Schilleroper gehen zu müssen, sondern wir werden woanders hingehen“, sagt Gerd Stange, der persönlich fasziniert ist von der Schilleroper und ihr ein Gedicht widmet, in dem auch steht: „Jetzt scheinst du grau und eingefallen – drum lasst uns alle in dieser Stadt dein Stab und Stamm sein und dich ewig tragen im schönsten Kleide.“