Das Altonaer Museum übergab dem Jüdischen Friedhof eine wertvolle Brunnenfigur. „Uns gehört gar nichts, die Dinge sind uns nur zu treuen Händen anvertraut, um sie für die Zukunft zu bewahren.“

Hamburg. Der Feuersturm hatte Hamburg im Juli 1943 heimgesucht und die Stadt lag in Trümmern, als eine Museumsmitarbeiterin wenig später auf der Königstraße eine barocke Brunnenskulptur aus dem Jüdischen Friedhof entdeckte. Der Druck einer in der Nähe eingeschlagenen Fliegerbombe hatte den Sandsteinlöwen von seinem Sockel gefegt und auf die Straße geworfen. Um es vor weiteren Zerstörungen zu bewahren, ließ die Wissenschaftlerin das Kunstwerk ins Altonaer Museum transportieren. Am Dienstag kehrte der 1736 von einem Altonaer Steinmetzen geschaffene Löwe an seinen ursprünglichen Ort zurück. Im Eduard-Duckesz-Haus, dem Besucherzentrum des Friedhofs, übergab Vanessa Hirsch, die kommissarische Direktorin des Altonaer Museums, das restaurierte Kunstwerk und einen Abguss Ulrich Lohse vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde, der rechtmäßigen Eigentümerin. Zwei weitere Abgüsse, von denen einer in der ursprünglichen barocken Farbigkeit gefasst ist, behielt das Altonaer Museum. Unterstützt wurden die Restaurierung des originalen Kunstwerks sowie die Herstellung der Abgüsse von der Stiftung Denkmalschutz Hamburg und dem Denkmalschutzamt.

„Uns gehört gar nichts, die Dinge sind uns nur zu treuen Händen anvertraut, um sie für die Zukunft zu bewahren. Deshalb bin ich froh, dass der Sandsteinlöwe nun wieder an seinem ursprünglichen Ort steht“, sagte Ulrich Lohse bei der feierlichen Übergabe. Am Rande des sephardischen Gräberfeldes steht heute allerdings eine der Kopien, da das wertvolle Original schon aus konservatorischen Gründen nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt werden kann. Das wertvolle von Regina Schwarzburg mit großem Aufwand restaurierte Original hat im Eduard-Duckesz-Haus hat einen sicheren Standort gefunden. „Da es für Juden zu den religiösen Pflichten gehörte, sich nach einem Friedhofsbesuch zu waschen, dürfte er sich im 18. Jahrhundert vor dem Eingang zum sephardischen Teil des Friedhofs befunden haben“, sagt Vanessa Hirsch. Aus der Inschrift geht hervor, dass es sich um eine Schenkung der Bestattungsbrüderschaft handelt. Diese spielte im Leben der Gemeinde eine wichtige Rolle, da sie die Beerdigung nach den Religionsvorschriften gewährleistete. „Verschwinden lasse den Tod für immer“, ist auf der Schriftkartusche der Brunnenfigur in hebräischer Sprache zu lesen – ein anrührender Wunsch, der freilich auf ewig unerfüllt bleiben wird.