Das Bayerische Staatsballett und Les Ballets de Monte-Carlo sind die Gastcompagnien der 39. Hamburger Ballett-Tage. Internationale Ballett-Compagnien von Rang sind nicht häufig zu Gast in Hamburg.

Staatsoper. John Neumeier feiert 40 Jahre Hamburg Ballett. Damit das dreiwöchige Festival nicht ausschließlich um den Jubilar kreist und das Ensemble im Tanz-Marathon Atem schöpfen und Kraft tanken kann, hat Neumeier zwei Ballett-Compagnien eingeladen. Als ehemalige Solisten stehen deren Direktoren – Ivan Liska und Jean-Christophe Maillot – zu ihm in einer besonderen Beziehung. Sie verkörpern ein Stück gemeinsamer künstlerischer Vergangenheit, der die 39. Ballett-Tage huldigen und an die sie glanzvoll erinnern.

Das Gastspiel des Bayerischen Staatsballetts am 11. und 12. Juni bietet nicht nur Hamburger Tanzkennern, sondern allen, die für andere Abende keine Karten mehr bekommen haben, die einmalige Chance, Bachs „Goldberg Variationen“ in Jerome Robbins 1971 uraufgeführter Fassung für das New York City Ballet zu erleben. Ivan Liskas Münchner Compagnie ist die bisher einzige, die das Ballett einstudieren durfte. Aus der langjährigen Kontinuität der Arbeit, der Homogenität des Ensembles und seinem daraus resultierenden hohen Standard erklärt sich der Ballettdirektor die Erlaubnis des Robbins-Trusts, um die er sich beharrlich bemühte.

Die Robbins-Choreografie lebt aus der Spannung zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Sie wird mit Bachs 1741 komponierter „Clavier Übung“, zu einer Reise zurück ins Barock-Zeitalter. Und sei doch gleichzeitig „ein absolutes Bekenntnis zur Aktualität von Bachs Musik“, wie es Liska ausdrückt. Das Meisterwerk in kompositorischer wie choreografischer Hinsicht sei jedoch auch anspruchsvoll für die Zuschauer, meint Liska. „Sie sollten fähig sein, sich zur gehörten Musik eine Struktur vorzustellen, der Robbins auf seine Weise folgt und umsetzt.“

Der US-amerikanische Choreograf (1918–1998), weltbekannt durch seine Broadway- und Film-Choreografien („On the Town“, „Anatevka“, „West Side Story“) erzählt in „Goldberg Variationen“ keine Geschichte, er gibt auch keine Rollen vor. Die Tänzer kommen und gehen, treten zueinander in Beziehung – zu zweit (Mann und Frau, Mann und Mann), zu dritt oder in Gruppen – ähnlich wie in seinem Ballett „Dances at a Gathering“, das auch Solisten des Hamburg Balletts delikat, persönlich und raffiniert interpretieren. Robbins bringt es einfach auf den Punkt: „Die Tänzer sind sie selbst, sie tanzen miteinander zu dieser Musik und in diesem Raum.“ Nicht die einfachste Aufgabe für Tänzer, bei den technischen Anforderungen „casual und easy“ zu bleiben, also in etwa, mit einer gewissen Leichtigkeit das Alltägliche bewältigen. Zumal der Choreograf aus der Fülle der stilistischen Tanzpalette schöpft. Das Spektrum reicht vom Menuett bis zu moderner Bewegungssprache, vom Volkstanz bis zum klassischen Ballett.

Als Kontrast-Choreografie präsentiert Liska „Gods and Dogs“ von Jirí Kylián (übrigens ein Tanz- und Weggefährte in Neumeiers Stuttgarter Anfängerjahren). In der dunklen Psychostudie für vier Paare untersucht der ehemalige Direktor des Nederlands Danse Theater die Grenzen zwischen Krankheit und Gesundheit, zwischen Normalität und Wahnsinn und die Normen, die beides definieren. Der sehr bildhafte Titel spielt auf eine rätselhafte Doppelfigur aus dem Reich der Pharaonen an.

Les Ballets de Monte-Carlo ist die zweite Gastcompagnie. Jean-Christophe Maillot sollte Neumeiers Romeo bei der Wiederaufnahme 1981 tanzen, verletzte sich jedoch bei einer Hauptprobe und „verpasste“ die Traumrolle. Mit seinem eigenen Ensemble hätte der Chefchoreograf, der dieses Jahr sein 20. Jubiläum in Monaco feiert, längst in Hamburg gastieren sollen. Nun ergibt sich endlich die Gelegenheit, die international renommierte Compagnie am 18. und 19.Juni in Maillots Version des Prokofieff-Balletts von 1996 zu sehen und sein „Romeo und Julia“ mit John Neumeiers Fassung zu vergleichen. Die einmalige Chance sollten sich Tanzfreunde nicht entgehen lassen: Denn internationale Ballett-Compagnien von Rang sind nicht gerade häufig zu Gast in Hamburg.

Bayerisches Staatsballett: „Goldberg-Variationen“/„Gods and Dogs“ 11./12.6.;

Les Ballets de Monte-Carlo: „Romeo und Julia“ 18./19.6., jeweils 19.30, Staatsoper, Karten zu 4,- bis 89,- unter T. 35 68 68;

www.hamburgische.staatsoper.de/karten