Hamburg . Dass die Verbalattacke von „Spiegel“-Redakteur Thomas Tuma auf den Frauenverein ProQuote nicht unerwidert bleiben würde, war klar. In seinem Essay „Die ScheinriesInnen“ hatte der Wirtschaftsressortleiter dem Verein vergangene Woche im eigenen Blatt vorgeworfen, seine Funktion im Eigeninteresse zu missbrauchen. Es gehe den ProQuote-Frauen um „Deutungshoheit, um Egos, um Macht“ statt um Journalismus. Die spannende Frage war also: Wer macht‘s? Wer schreibt eine saftige Replik auf die bewusste Provokation? Die Antwort in der aktuellen Ausgabe ist tatsächlich einigermaßenüberraschend. Es handelt sich um den Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar, der bislang mehr für seine enthusiastischen Physikexperimente bekannt war als für den vehementen Einsatz für Frauenförderung. Aber dass die (männlichen) Journalisten nicht Schlange standen, um Tuma Kontra zu geben, darf als wahrscheinlich gelten.

Der Allzweck-Erklärer des WDR erläutert denn auch erstmal seine Beweggründe für das Plädoyer „Warum der Journalismus mehr Frauen braucht“: „Vielleicht besitze ich ja aufgrund meiner Biografie eine besondere Sensibilität, wenn es um die Rechte ‘der anderen’ geht“, räsonniert Yogeshwar, der in seinem Text zu dem Schluss kommt: „Hier geht es nicht um einen ‚geschlechternormierten‘ Club, sondern um ein gesellschaftliches Anliegen.“ Frauen steigerten die Qualität, findet der TV-Journalist, der selbst Mitglied bei ProQuote ist.

Der Verein wählte am Wochenende übrigens einen neuen Vorstand. Annette Bruhns bleibt Vorsitzende, ihre neuen Stellvertreterinnen sind Lisa Ortgies (WDR) und Helene Endres („Manager Magazin“).