Hamburg. Die Tage des Birdland sind gezählt. Kurz bevor Dieter Reichert seinen Jazzclub an der Gärtnerstraße Ende Juni schließt, konnte er der Phalanx erstklassiger Musiker, die hier in den vergangenen 28 Jahren auf der Bühne gestanden haben, einen weiteren internationalen Namen hinzufügen. Anthony Strong ist hierzulande zwar noch ein Stück vom Starruhm entfernt, doch die Voraussetzungen für eine große Karriere bringt der Sänger und Pianist allemal mit. In Großbritannien hat Strong bereits eine Menge Fans, nicht zuletzt durch ein monatelanges Engagement in dem Londoner Musical „Million Dollar Quartet“, in dem er die Rock-’n’-Roll-Legende Jerry Lee Lewis verkörperte. Strong bewegt sich stilistisch zwischen dem kanadischen Crooner Michael Bublé und dem englischen Jazz-Entertainer Jamie Cullum, der seinerseits Strong bereits als „großen Sänger und großen Pianisten“ lobte.

Strong, der gerade sein zweites Album „Stepping Out“ veröffentlicht hat, brachte ein erstklassiges Quintett mit in den Eimsbütteler Club, das den Bandleader furios unterstützte. Trompete und Saxofon setzten in den ausgefeilten Arrangements immer wieder effektvolle Akzente, die Rhythmusgruppe baute ein swingendes und federleichtes rhythmisches Gerüst, auf dem Strongs geschmeidige Stimme bestens zur Geltung kam. Der Brite hatte eine Reihe eigener Songs im Programm, in denen er von Liebe schmachtete wie „Falling In Love“ oder „Learning To Unlove You“, aber er bediente sich auch bei Klassikern aus Jazz und Pop. Großen Beifall erntete er für seine Interpretationen von „My Foolish Heart“ und für Stevie Wonders „Overjoyed“. Mit „My Ship“ hatte er auch einen Kurt-Weill-Song im Repertoire. Mit Rock ’n’ Roll kennt sich der smarte Brite auch aus: Zwischen all den Jazznummern servierte er eine furiose Version von „Whole Lotta Shakin’ Goin’ On“.