Der Schöpfer der Kissenbilder lehrte auch in Hamburg

Hamburg. Öffentlicher kann der Raum für Kunst kaum sein, denn wenn hierzulande Minister ernannt oder Bundespräsidenten verabschiedet werden, geschieht das vor einem violett leuchtenden Werk Gotthard Graubners. Am Sonnabend ist der Maler, der 1988 für den Großen Saal im Amtssitz des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue zwei seiner Kissenbilder schuf, im Alter von 82 Jahren in Neuss gestorben.

Wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Günter Uecker oder A.R. Penk gehört auch Gotthard Graubner zu jenen Malern, die aus Ostdeutschland stammen, die DDR aber beizeiten verließen und sich in der Bundesrepublik künstlerisch verwirklichen konnten. Graubner wurde in Erlbach im Vogtland geboren und studierte erst in Ost-Berlin und später an der Dresdner Kunstakademie. Als sein Lehrer, der Dresdner Maler und Grafiker Wilhelm Rudolph, aus ideologischen Gründen seine Professur verlor, hielt Graubner zu ihm und wurde daher exmatrikuliert. 1954 ging er in die Bundesrepublik und setzte sein Studium in Düsseldorf fort. Bereits 1965 übernahm er an der Hamburger Kunsthochschule einen Lehrauftrag, 1969 erhielt er hier eine Professur. Später wurde er Professor für freie Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie.

Graubner schuf abstrakte Kompositionen, bei denen Farbe und Raum besondere Bedeutung gewannen. Berühmt wurden seine Kissenbilder, deren dreidimensionale Wirkung durch Schichten von Watte entstanden, die er in die Leinwand integrierte. Seine erste Einzelausstellung realisierte bereits 1960 der Düsseldorfer Galerist Alfred Schmela. 1968 und 1972 beteiligte sich Graubner an der Documenta, 1982 vertrat er die Bundesrepublik auf der Biennale in Venedig.

Die Hamburger Kunsthalle widmete ihm 1975 eine Einzelausstellung, zuletzt wurden seine farbmächtigen Bilder in der Rostocker Kunsthalle gezeigt, gemeinsam mit Werken von Gerhard Richter, Georg Baselitz und Günther Uecker.