Beim 14. European Newspaper Award, dem „Oscar der Zeitungsbranche“, wurden Konzepte, Titelseiten, Typografie und Fotos des Abendblatts geehrt.

Wien. Das Abendblatt ist ausgezeichnet: Beim 14. European Newspaper Congress in Wien erhielt es gleich zwölf Awards of Excellence – und damit so viele Preise wie kaum eine andere Zeitung in Europa. Der European Newspaper Award gilt als „Oscar der Zeitungsbranche“: Insgesamt 232 Zeitungen aus 25 Ländern nahmen an dem Wettbewerb teil.

Vorbildliche Titelseiten, Konzepte, Typografie, Fotografie und Visualisierung von Themen – das sind die Kategorien, in denen das Abendblatt geehrt wurde. Ausgezeichnet in der Kategorie „Konzept“ wurde die Idee, zum 50. Jahrestag der verheerenden Sturmflut in Hamburg noch einmal mit einer Titelseite aus dem Februar 1962 zu erscheinen. Zwei weitere aktuelle Titelseiten wurden für vorbildliche Visualisierung prämiert. Auch die optisch stark ausgeprägte Berichterstattung über die Olympischen Spiele in London war der Jury eine Ehrung wert. Drei Awards erhielt auch das „Magazin“, das dem Abendblatt am Sonnabend beiliegt.

Der European Newspaper Award wurde 1999 von dem renommierten deutschen Zeitungsdesigner Norbert Küpper gegründet und wird seitdem von den Fachmagazinen „Medium Magazin“, „Österreichischer Journalist“ und „Schweizer Journalist“ vergeben. Die Gewinner werden von einer elfköpfigen internationalen Jury ermittelt.

Der Hauptpreis „Beste Zeitung Europas“ ging in diesem Jahr an die norwegische Lokalzeitung „Bygdanytt“, die spanische Regionalzeitung „El Correo“ und die überregionale belgische Wirtschaftszeitung „De Tijd“. „Die Zeit“ und die „Welt am Sonntag Kompakt“ erhielten den Sonderpreis der Jury.

Längere Texte, neue visuell unterstützte Erzählformen und die alles überlagernde Frage, wie es Medienhäusern auch in Zukunft gelingen kann, Qualitätsjournalismus zu finanzieren, waren einige der Kernthemen des zweitägigen European Newspaper Congresses mit rund 600 Chefredakteuren, Art-Direktoren und Medienexperten. Zeitungsmacher aus ganz Europa präsentierten ihre Redaktionskonzepte: Die niederländische Zeitung „Trouw“ etwa veröffentlicht wöchentlich eine eigene Beilage unter dem Titel „de Verdieping“, in der Themen vertieft werden. Und die norwegische Lokalzeitung „OB“ beleuchtet aus unterschiedlichen Perspektiven einen Monat lang täglich auf einer Doppelseite ein Thema aus dem Alltagsleben ihrer Leser.

Frank Schmiechen, stellvertretender Chefredakteur der Welt-Gruppe, stellte das Konzept der „Welt am Sonntag Kompakt“ vor: Ein kleines Team der Redaktion verwandelt wöchentlich die traditionsreiche große Sonntagszeitung in ein kleines, junges Zeitungsmagazin. Andere Gewichtungen, andere Optiken und ein anderer Leserhythmus lassen die Geschichten in völlig neuem Licht erscheinen. Die Kompakt-Version ist die Sonntagszeitung für junge Leser.

Die guten Geschichten aus Europas Zeitungsredaktionen werden immer mehr digital gelesen: Die Frage nach Bezahlmodellen für Qualitätsjournalismus im Internet war daher auch auf dem Kongress in Wien Top-Thema. Tobias Trevisan, Geschäftsführer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, kündigte ein Bezahlmodell für sein Blatt an. „Ich bin froh, dass Axel Springer hier mit seinen Zeitungstiteln vorangegangen ist“, sagte Trevisan.

Wie wichtig die Verpackung des guten journalistischen Inhalts ist, demonstrierte Zeitungsdesigner Norbert Küpper mit einer Lesestudie. Er veröffentlichte identische Berichte auf zwei unterschiedlichen Zeitungsseiten – einmal mit großer, ungewöhnlicher Optik zum Thema und einmal nur als Text mit Schlagzeile. In welcher Variante der Bericht deutlich mehr Leser hatte, lässt sich unschwer erraten. Der Zeitungsdesigner beobachtet immer mehr Mut in Europas Zeitungsredaktionen – zu vertiefenden, längeren Texten und entschiedenen Optiken.

Ein Auflagenzwerg mit knapp 4600 Exemplaren und einer nur sechsköpfigen Redaktion präsentierte sich als sympathisches Vorbild: Die ausgezeichnete norwegische Lokalzeitung „Bygdanytt“ beleuchtet wie ein Magazin hautnah das Leben der Menschen im Westen Norwegens. Chefredakteur Frode Fjellstad hat kein Geheimnis, nur ein einfaches Rezept: „Zeitungen sind dann gut, wenn sie ihre Leser immer wieder neu überraschen.“