Der Dokumentarfilm von Britt Beyer zeigt unaufgeregt den Alltag der Integration einer Volkshochschul-Klasse von Einwanderern in Deutschland.

Die Integrationsdebatte macht weiterhin Schlagzeilen, befeuert durch Buchveröffentlichungen von Thilo Sarrazin und Heinz Buschkowsky und zuletzt durch Enthüllungen über die Mafia-Kontakte des Rappers Bushido. Da tut es gut, einmal einen weniger aufgeregten Blick auf den Alltag zu werfen, etwa auf den Deutschkursus an einer Berliner Volkshochschule.

Dort treffen Welten aufeinander. Für ihren Dokumentarfilm „Werden Sie Deutscher“ hat die Filmemacherin Britt Beyer ein Jahr lang eine Klasse begleitet, bis zur Abschlussprüfung. Deren Bestehen sichert den Teilnehmern allerdings noch keine Existenz in Deutschland. Ganz im Gegenteil: Shipon aus Bangladesh, der bereits mit einer Deutschen verheiratet ist, wird sogar von der Ausländerbehörde der unbefristete Aufenthalt verweigert.

Shipon ist einer der Protagonisten des Films, zu denen auch die Palästinenserin Insaf gehört. Die selbstbewusste junge Frau trägt Kopftuch und empfindet nach vielen Jahren mit nur sechsmonatigen Aufenthaltsgenehmigungen jene von zwei Jahren schon als eine große Sicherheit. Bei ihrer Vorstellung kommt der Film ganz ohne Kommentar aus.

Die Kamera zeigt sie alle stattdessen im Unterricht, zu Hause in ihren Familien, bei Behördengängen und bei der Arbeitssuche, und gibt ihnen dabei auch die Möglichkeit, ihre Lebensgeschichten zu erzählen. Der Unterricht in der kalten Schule besteht überwiegend aus Rollenspielen, in denen jeweils zwei Teilnehmer als Ausländer und Einheimischer miteinander konfrontiert werden. Das hat durchaus auch komische Momente, am Ende bleibt doch ein eher bitterer Beigeschmack, der den Deutschen auch den Spiegel vorhält.

Bewertung: empfehlenswert

„Werden Sie Deutscher“ D 2011, 87 Min., o. A.,R: Britt Beyer, Sa, So, Mi im Abaton; Internet: www.werdensiedeutscher.de