Mit mehr als 400 Werken und 200 Originalen von namhaften Autoren wird eine Festwoche für die Kinderbuch-Illustration gefeiert.

Fabrik der Künste. Kinder dürfen sich freuen. Für sie gibt es noch Bilder und Zeichnungen in Büchern. Da haben ihre Eltern eindeutig das Nachsehen, Illustrationen kommen bestenfalls noch in bibliophilen Ausgaben vor, ansonsten sind sie aus den Büchern für Erwachsene so gut wie verschwunden. Bei der Festwoche für die Kinderbuch-Illustration in der Fabrik der Künste dürfen die Kleinen (und ganz gewiss auch die Großen) in mehr als 400 Bilder- und Kinderbüchern blättern und an den Tischen darin nach Herzenslust schmökern. Auch etwa 200 Originalillustrationen von 106 ehemaligen Studenten der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind in der Ausstellung vom 6. bis 11. April zu sehen. Darunter sind Werke von berühmten Autoren und Illustratoren wie Cornelia Funke ("Tintenherz"), Jutta Bauer ("Emma"-Reihe) oder Sabine Wilharm ("Harry Potter").

"Wir haben deutschlandweit den einzigen eigenständigen Studiengang für junge Designstudenten mit Schwerpunkt Illustration", sagt Bernd Mölck-Tassel, Professor für Buchillustration mit Schwerpunkt auf Kinder- und Jugendbuch an der HAW. Drei weitere Professoren lehren in den Sparten Comic, Wissenschafts-Illustration und interaktive Medien. Jährlich machen etwa 30 bis 40 Studierende den Bachelor-Abschluss, und 20 den Master. "Was viel zu wenig bekannt ist: Hamburg ist die Hauptstadt der Illustrationskünstler."

Auch Larissa Bertonasco gehört zu den HAW-Absolventen. Sie zeigt ihre Diplomarbeit, ein für jedes Alter geeignetes Kochbuch, das unter dem Titel "La nonna, la cucina, la vita" erschien. Auch mit ihrem Liederbuch "Komm wir singen" gibt sie ein generationsübergreifendes Beispiel für das breite, bunte Spektrum der Kinder- und Jugendbücher. "Jeder Künstler hat eine andere Herangehensweise an die Illustration", sagt sie und zeichnet natürlich viel mehr als Tomaten oder Kochtöpfe, Bestecke und Teller, Bertonasco arbeitet auch viel für Zeitschriften. "Kindern wird noch immer zu wenig zugetraut", findet sie. "Die Bilder sind oft noch zu süßlich, hübsch und rosa. Aber Kinder finden es toll, wenn die Nacht nicht hellblau, sondern dunkel gemalt ist." Bertonasco bietet selbst zur Ausstellung eigene Workshops für Kindergarten-Gruppen und Schulklassen an, in denen sie liest, erzählt und mit den Kindern malt.

Auch Vorträge gibt es im Rahmenprogramm zur Ausstellung. Andreas Platthaus, Rezensent der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", spricht über den "Bilderbuchstart - Wie die Fantasie in unser Leben tritt" (So 7.4., 17 Uhr) und Dagmar Bergs-Winkels, Leiterin des Studiengangs "Bildung und Erziehung in der Kindheit", thematisiert die Bedeutung der Leseförderung im Vortrag "Tiefer hängen. Mit Kindern Bilder(-Bücher) lesen lernen" (Di 9.4., 18 Uhr).

Es gäbe auch keine besondere Art für Kinder zu zeichnen, betont Professor Mölck-Tassel. "Das hängt vom jeweiligen Temperament des Studenten ab. Die Schwierigkeit besteht darin, eine gute Geschichte zu erzählen, eine dem jeweiligen Buchkonzept entsprechende Dramaturgie zu entwickeln, dabei verschiedene Blickwinkel, Kompositionen und Proportionen einzusetzen, um ein bildästhetisches Ergebnis zu erzielen." In den letzten Jahren hätten sich modernere Erzählformen entwickelt und durchgesetzt. "Die Geschichten sind mehr assoziativ und sprunghaft, folgen nicht mehr unbedingt einem linearen narrativen Aufbau." In dieser Hinsicht hätte sich einiges in der Buchillustrationskunst getan, auch in den Bilderbüchern ohne Text. "Sie hat heute ein sehr hohes Niveau erreicht."

Ihr mehr Beachtung und Öffentlichkeit zu geben, auch das ist eine Absicht der Werkschau, die Mölck-Tassel gemeinsam mit dem Hamburger Kinderbuchhaus im Altonaer Museum und der Fabrik der Künste organisierte. Aber vor allem wünscht sich der Professor: "Es sollen möglichst viele Kinder zu uns und den Büchern kommen."

"Kinderbuch Illustration - 100 Absolventen der HAW Hamburg stellen aus" Sa 6.4.-Do 11.4., täglich geöffnet 14.00 bis 19.00, Fabrik der Künste (Bus 112/312; U Hammer Kirche), Kreuzbrook 12, Eintritt frei; www.fabrikderkuenste.de