Elbjazz-Macherin Tina Heine hofft auf positive Konzepte und neue Ideen. Ein Gespräch über das Clubsterben der Hamburger Jazzszene

Hamburg. Die bevorstehende Schließung des Jazzclubs Birdland im Sommer und der Kleinkunstbühne Fools Garden im Herbst sorgt für lange Gesichter in der Szene - umso mehr, als vor wenigen Monaten schon das Stellwerk in Harburg sein Jazzprogramm weitgehend eingestellt hat. Tina Heine, Gastronomin und Chefin des Elbjazz-Festivals, erklärt, was anders laufen sollte im Jazz in Hamburg.

Hamburger Abendblatt:

Wie bewerten Sie die Schließung des Birdland im Hinblick auf die Hamburger Jazzszene?

Tina Heine:

Es ist ein weiterer Verlust von Spielstätten. Das Birdland hat dabei Signalwirkung, denn dort wurde regelmäßig Jazz angeboten. Ein Frust für die Musiker, dass ihre Musik immer mehr aus dem Alltag der Stadt verschwindet.

Hat das Clubsterben Auswirkungen auf Ihr Elbjazz-Festival?

Heine:

Nicht direkt. Allerdings ist das Festival ja überhaupt nur deswegen entstanden, weil mich die Missstände in Bezug auf den Jazz in dieser Stadt so genervt haben. Selbst als Stellwerk, Birdland und Fools Garden noch florierten, war der Jazz in der Stadt ja kaum wahrnehmbar. Ich habe Elbjazz auf den Weg gebracht, in der Hoffnung, dass die Politik den Jazz wichtig nimmt und findet, dass er zur Musikstadt dazugehört.

Ist die Entscheidung der Stadt, den Echo Jazz nach Hamburg zu holen und die großen Festivals zu fördern, das richtige Signal an die Szene?

Heine:

Dadurch, dass die Stadt sich über Elbjazz und den Echo zum Jazz bekennt, sagt sie, dass wir eine wichtige Jazzstadt werden wollen. Zugleich kann keiner ignorieren, dass das, was Tag für Tag hier an Jazz stattfindet, dahinstirbt. Der Druck auf die Stadt ist gewachsen.

Sollte sie helfen, für neue Spielstätten zu sorgen? Wenn ja: wie?

Heine:

Die Stadt sollte auf jeden Fall gesprächsoffen sein für gute Konzepte. Schauen Sie sich mal deutschlandweit all die Clubbetreiber und Festivalmacher an. Alles Männer über 60, die sich über ihre Nachfolge nicht viele Gedanken gemacht haben. Die Zeit ändert sich. Die Leute verändern sich, auch ihr Verhalten, wie sie Konzerte besuchen und was sie dabei trinken möchten. Man muss sich um neues Publikum Gedanken machen. Und vielleicht ist die Schließung der Clubs auch eine Konsequenz daraus, dass nicht genügend Lobby-Arbeit betrieben wurde. Es reicht nicht, bei der Kulturbehörde vorzusprechen und zu sagen, wir sind arm und brauchen Geld, und alles ist blöd. Es braucht ein positives Konzept. Man muss einen Möglichkeitshorizont aufzeigen. Den habe ich immer vermisst. Jeder pütschert so vor sich hin.

Was wäre denn Ihre Vision?

Heine:

Was wäre, wenn man all das wenige Geld, das es für Jazz gibt, in einen Topf schmeißen und das Konzept neu aufstellen würde? Wo würden wir das Geld hingeben? Würde es nicht reichen, wenn Gabi Benedix vom Jazzbüro einen Stuhl in meinem Büro bekäme? Nicht, weil Elbjazz das Mega-Imperium werden soll, sondern weil es Kapazitäten bündeln würde. Aber dieses Die-Dinge-mal-neu-Denken, das passiert nicht.

Könnten Sie sich vorstellen, jetzt selbst einen Jazzclub aufzumachen?

Heine:

Es wäre mein größter Wunsch, dass es so etwas gibt. Mein Anspruch wäre dann allerdings, neues Publikum da hinzubringen. Selber betreiben möchte ich einen Club nicht mehr. Ich habe jetzt 15 Jahre Gastronomie hinter mir, das ist ein Knochenjob. Aber wenn jemand das betreiben würde, hätte ich Riesenlust, das künstlerisch und programmatisch mitzugestalten. Ich könnte mir vorstellen, Teil einer Konstellation eines Clubs zu sein - solange es kein Verein ist.