Der amerikanische Gitarrist zeigt im CCH, welch herausragender Instrumentalist er ist. Er hat sein Leben seinem Instrument geweiht.

CCH. Seine Gitarre hat er immer dabei. In seinem Haus in Malibu Beach liegen Instrumente griffbereit, in seiner Bühnengarderobe spielt er auf einer Sechssaitigen, aufs Hotelzimmer wird sie natürlich auch mitgenommen. "Noodling around", nennt Joe Bonamassa diese Fingerübungen, gniedeln wäre das deutsche Wort für die Improvisationen, die nirgendwo hinführen, aber für Virtuosen wie den US-amerikanischen Bluesmusiker dasselbe sind wie für andere Leute die Luft zum Atmen. Er hat sein Leben seinem Instrument geweiht, es ist für ihn Religion und Erfüllung. Schon als Vierjähriger übte er zum ersten Mal auf einer kindgerechten Gitarre, sein Vater hatte ihm das Instrument besorgt. Ein Klacks, denn Bonamassas Vater besaß in New Hartford im US-Bundesstaat New York ein Gitarrengeschäft.

Mit sieben oder acht Jahren kam Bonamassa zum ersten Mal mit dem Blues in Berührung. "Ich hörte Eric Clapton und John Mayall, also weiße britische Bluesmusiker. Das hat mich schwer beeindruckt", erinnert sich der 35-Jährige. Später avancierte eine Reihe von afroamerikanischen Gitarristen wie Howlin' Wolf und B.B. King zu seinen Vorbildern. Mit King musizierte das Wunderkind bereits im Alter von zwölf Jahren zusammen. Zwei Jahre später gründete der Teenager eine Band ausschließlich mit Söhnen berühmter Väter: Berry Oakley jr., Sohn des gestorbenen Allman-Brothers-Bassisten gehörte dazu, außerdem Miles Davis' Sohn Erin und Waylon Krieger, dessen Vater Robby Gitarrist der Doors war. Mehr als 20 Alben hat Bonamassa inzwischen veröffentlicht, entweder unter seinem Namen oder mit Black Country Communion, einer anderen Superstar-Band mit Glenn Hughes, Jason Bonham und Derek Sherinian.

In der kommenden Woche erscheint nach dem Studio-Album "Driving Towards The Daylight" vom vergangenen Jahr mit "An Acoustic Evening At The Vienna Opera House" eine neue Live-Doppel-CD. "Es war riskant, die Nummern akustisch aufzunehmen. Aber ich bin sehr stolz auf das Resultat", sagt Bonamassa. Zurzeit ist er gerade auf Deutschland-Tournee. An diesem Sonntag kommt er mit seiner Band ins CCH. Dann wird er sich auch häufiger mal die E-Gitarre umschnallen und zeigen, welch herausragender Instrumentalist er ist. Etwa 150 Songs hat er in seiner Karriere bislang geschrieben, ein Hit war nicht dabei. Etwas, auf das der Amerikaner fast stolz ist. Er wird von der Plattenindustrie nicht hofiert, er hat noch nie einen Grammy gewonnen, aber zu seinen Konzerten kommen in der Regel drei- bis fünftausend Zuschauer. "Der Grammy ist mir wirklich egal. Hat nicht diese tolle Popband Milli Vanilli mal einen bekommen?", fragt er nicht ohne Sarkasmus. Oder wurmt ihn die Missachtung doch mehr, als er zugibt?

Bestätigung hat Joe Bonamassa von Kollegenseite bekommen. Als er vor vier Jahren in der Londoner Royal Albert Hall auftrat, kam Eric Clapton auf die Bühne und spielte mit Bonamassa "Further Up On The Road", eine Nummer von Bobby Bland aus den 50er-Jahren, die beide im Repertoire haben. "Ich habe eine Wunschliste von Musikern, mit denen ich zusammenspielen möchte, aber verraten will ich sie nicht. Viele Begegnungen werden sich einfach ergeben", sagt der 35-Jährige. Ein Gitarrist, mit dem er definitiv gern zusammen gejammt hätte, war der 1995 gestorbene Ire Rory Gallagher. "Er war ein Held, der aus der Arbeiterklasse gekommen ist. Gallagher hat mich sehr beeindruckt", sagt Bonamassa und spielt ein paar typische Gallagher-Riffs an. Früher hat er jedes Konzert mit dem "Cradle Rock" eröffnet. "Wir haben die Nummer in jedem Fall noch im Programm." Wie das Programm in Hamburg sein wird, weiß Bonamassa noch nicht, weil sein Repertoire riesig ist. "Lasst euch überraschen", sagt er und "noodled" weiter auf seiner Gitarre.

Joe Bonamassa So 17.3., 20.00, CCH (S Dammtor), Marseiller Straße 2, Karten ab 47,50; Internet: www.jbonamassa.com