Wie funktioniert internationale Logistik? Eine neue Dauerausstellung im Maritimen Museum gibt Antworten

Hamburg . Wenn Hamburger Kaufleute im 16. Jahrhundert Pelze aus Nowgorod in Koggen über die Ostsee in ihre Stadt transportierten, um sie später in Lüneburg zu Geld zu machen, war das ohne Logistik nicht möglich. Der Begriff, der sich aus dem griechischen Wort Logistike (Rechenkunst) herleitetet, ist zwar noch relativ neu, bezeichnet aber komplexe organisatorische Zusammenhänge, die schon in der Antike notwendig waren, um Waren und Güter von einem zum anderen Ort zu transportieren.

In Anbetracht der Warenströme in der globalisierten Welt gehört Logistik zu den entscheidenden Grundlagen nicht nur für das Funktionieren von Handel und Wirtschaft weltweit, sondern auch für unseren Alltag. Was alles dafür notwendig ist, erklärt eine neue Dauerausstellung, die am Donnerstag in Peter Tamms Internationalem Maritimen Museum eröffnet worden ist. Mit Unterstützung und in enger inhaltlicher Zusammenarbeit mit der Klaus-Michael-Kühne-Stiftung erläutert "Die Welt der Logistik" auf Deck 9 des Kaispeichers sowohl die historischen als auch die aktuellen Entwicklungen.

Bei der feierlichen Eröffnung sprach "Tagesthemen"-Moderator Tom Buhrow über die Faszination, die Logistik auf den Laien ausübt, und darüber, wie die neue Ausstellung diese komplexen Zusammenhänge verständlich macht.

Museumsstifter Peter Tamm bedankte sich bei Klaus-Michael Kühne für die Unterstützung, die neben der neuen Ausstellung auch die komplette Neugestaltung des Museumsfoyers möglich gemacht hat. "Um in Zukunft bestehen zu können, muss sich jeder mit der Welt der Logistik beschäftigen, um die heutigen Handelsströme und die Prozesse dahinter zu erfassen", sagte Tamm, nicht ohne darauf hinzuweisen, welche zentrale Rolle das Schiff in diesem Zusammenhang spielt.

Und das kann man schon im neuen Foyer nachvollziehen, in dessen Mitte ein Multimedia-Tisch steht, dessen zentraler Monitor sowohl den historischen Seeweg von Vasco da Gama und die Salpeterroute der berühmten P-Liner als auch die aktuellen Schifffahrtswege weltweit aufzeigt.

Zwei weitere Monitore zeigen außerdem die aktuellen Schiffsbewegungen in den Häfen von Hamburg, Rotterdam, New York und Singapur. Das funktioniert, weil jedes Schiff über 300 Tonnen mit einem Transponder ausgestattet ist. Dieser sendet alle fünf bis zehn Sekunden ein Signal, mit den Schiffsdaten, seinen Tiefgang, seine Geschwindigkeit sowie sein Ziel. Ausstellungsmacher Holger von Neuhoff sagt: "Dass die Position und die Bewegungsdaten eines Schiffes nun in Echtzeit gezeigt werden, ist wirklich eine Weltneuheit."

Eine Weltkarte komplett aus Kaffeebohnen zeigt auf Deck 9 sowohl die Länder, in denen Kaffee angebaut wird, als auch die wichtigsten Verbraucherländer, zu denen Nordamerika, aber natürlich auch Westeuropa zählen. Etwa 1,1 Millionen Tonnen Rohkaffee werden pro Jahr in den Häfen von Hamburg und Bremen gelöscht. Aber auch osteuropäische Länder, die Staaten des Nahen Ostens und Erzeugerländer wie Brasilien und Äthiopien sind inzwischen wichtige Kaffeekonsumenten geworden. So gibt es ein weltweites, ungemein kompliziertes Beziehungsgeflecht von Warenströmen, das sich jeder Vorstellbarkeit entzieht. Etwa 110 Millionen Säcke Rohkaffee werden weltweit von Schiffen über die Meere transportiert.

Das Schiff ist nur ein Glied in der zwischen Produzenten und Konsumenten gespannten weltweiten Transportkette. Wie diese konkret aussehen kann, macht ein 3,15 Meter langes Diorama im Maßstab 1:1250 deutlich. Schnell wird dem Betrachter klar, dass entscheidend die Knotenpunkte und Schnittstellen zwischen den vier wichtigen Transportträgern sind. Das sind Schiff, Flugzeug, Lastwagen und Eisenbahn mit den Bereichen Seefracht, Luftfracht, Straße und Schiene. Hier sollte man sich ein wenig Zeit für ein kurzes Hörspiel nehmen, in dem die komplizierten Abläufe szenisch nachvollzogen und erläutert werden.

Logistik beruht auf dem Ineinandergreifen vieler verschiedener Prozesse und Abläufe. Einen wichtigen Ausschnitt beleuchtet ein Video vom Containerterminal Altenwerder, das im Zeitraffer zeigt, wie dort Containerschiffe anlegen, be- und entladen werden. "Allein das ist eine Wissenschaft für sich", meinte Tom Buhrow staunend. Was Stifter Klaus-Michael Kühne schmunzelnd mit der Bemerkung quittierte, für den Fernsehmoderator sei Logistik gestern offenbar zu einem echten Tagesthema geworden.

Die Welt der Logistik, Internationales Maritimes Museum Hamburg. Kaispeicher B, Koreastraße 1, Di/Mi/Fr-So 10.00-18.00, Do bis 20.00