Hamburg. In Hintergrundgesprächen kurz nach seiner Wahl zum Intendanten des ZDF im Frühjahr 2012 hatte Thomas Bellut immer wieder mal angedeutet, dass er den Digitalkanal ZDFkultur nicht für gänzlich unentbehrlich hält. Insofern kommt sein Vorschlag an den ZDF-Fernsehrat und die Bundesländer, den Kanal abzuschalten, nicht überraschend. Bis zu einer Entscheidung will Bellut ZDFkultur auf ein Schleifen- und Wiederholungsmodell umstellen. Innovative Programme des Kulturkanals sollen nach seinem Willen künftig bei ZDFneo und 3sat laufen.

Bellut begründet seinen Vorschlag mit der "von der Politik geforderten Beitragsstabilität", die ihn zu diesem Schritt zwinge. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Der Ausbau der ZDF-Digitalkanäle ist eine Altlast, die Bellut von seinem Vorgänger Markus Schächter geerbt hat. Schächter hatte es nicht für nötig gehalten, die Mittel des für den Ausbau erforderlichen Personals bei der zuständigen Kontrollbehörde KEF anzumelden. Deshalb muss das ZDF nun auf Druck der KEF 400 Stellen abbauen. Auch die Politik ist bereits auf Distanz zum Ausbau der Digitalkanäle gegangen. Der ehemalige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck, der auch Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrats ist, fordert schon seit Längerem einen Rückbau.

Erfolgreichstes Format von ZDFkultur, das im Schnitt auf einen Marktanteil von 0,1 Prozent kommt, war die Talkshow "Roche & Böhmermann", die ins Hauptprogramm übernommen werden sollte, wegen Unstimmigkeiten innerhalb des Produktionsteams aber nicht fortgeführt wird. Ansonsten gibt es auf dem Kanal neben klassischer auch viel Popkultur - eine Programmfarbe, die im von Überalterung bedrohten ZDF-Hauptprogramm fast völlig fehlt.