Arte zeigt anlässlich der 63. Berliner Filmfestspiele Produktionen aus früheren Jahren. “Schlafkrankheit“ macht heute den Anfang.

Morgen werden in Berlin die 63. Filmfestspiele mit Wong Kar Wais Martial-Arts-Drama "The Grandmaster" eröffnet. Dann beginnt auch der Wettbewerb um die Goldenen und Silbernen Bären, mit denen die besten Filme und schauspielerischen Leistungen prämiert werden. Bereits heute stimmt der deutsch-französische Kulturkanal Arte mit Spielfilmen und Dokumentationen auf das zehntägige Filmspektakel ein. Bis zum 16. Februar wird es weitere Berlinale-Filme, Dokus und aktuelle Berichte aus Berlin geben, über die Preisverleihung am 16. Februar berichtet Arte in einer Sondersendung.

Am Vorabend der Berlinale zeigt der Sender als TV-Premiere zwei Filme, die 2011 und 2009 jeweils mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurden und die beide von Arte und dem ZDF gemeinsam produziert worden sind: "Schlafkrankheit" von Ulrich Köhler (20.15 Uhr) und "Gigante" von Adrián Biniez (21.45 Uhr). Weiter geht das Programm mit Dokumentationen über zwei bedeutende Regisseure: "Der Traumlotse" heißt ein Film über den Polen Andrzej Wajda. In diesem Frühjahr kommt sein Film "Walesa" über den oppositionellen Gewerkschaftsführer und späteren Staatspräsidenten in die Kinos (23.10 Uhr). Einer der umstrittensten deutschen Regisseure ist Oskar Roehler. Mit "Die Unberührbare" schaffte er den Durchbruch, auf der Berlinale 2010 polarisierte er mit seinem Nazifilm "Jud Süß - Film ohne Gewissen". "Der Berührbare" erzählt die Lebensgeschichte des Filmemachers, der aktuell mit "Herkunft" in den Kinos vertreten ist, und spürt den zahlreichen autobiografischen Bezügen in seinen Filmen nach (24 Uhr).

Der Berlinale-Abend beginnt mit dem Drama "Schlafkrankheit". Darin beschreibt Ulrich Köhler die Geschichte des Arztes Ebbo Velten (Pierre Bokma), der seit 20 Jahren in Afrika ein Projekt zur Erforschung der Schlafkrankheit leitet. Nach dieser langen Zeit will er nach Deutschland zurückkehren. Seine Frau freut sich auf die Heimreise, doch Ebbo fürchtet sich vor dem gleichförmigen Leben in einer deutschen Kleinstadt. Er bleibt allein in Afrika zurück. Im zweiten Teil seines Films kommt der junge schwarze französische Mediziner Alex Nzila (Jean-Christophe Folly) nach Kamerun, um Ebbos Schlafkrankheitsprojekt zu evaluieren. Er trifft auf einen völlig destruktiven Menschen, der wie ein weißer Gott inmitten der Schwarzen lebt, der eine Einheimische geschwängert hat und die mit viel Geld unterstützte Krankenstation nur noch pro forma unterhält. Velten ist ein in Afrika Gestrandeter, der keinen Weg mehr zurück in die westliche Zivilisation findet. Diese Figur hat Ähnlichkeiten mit Colonel Kurtz aus Coppolas Vietnam-Epos "Apocalypse Now!". Er habe keinen Film über Afrika drehen wollen, sondern über Europäer in Afrika, sagt Köhler. Dabei dringt er tief in das Innenleben seiner Protagonisten ein.

Zwei Jahre zuvor war "Gigante", das Debüt des Argentiniers Adrián Biniez, die Überraschung der Berlinale. "Gigante" ist ein Film über einen Voyeur. Jara ist Wachmann in einem riesigen Supermarkt und muss die Überwachungskameras kontrollieren. Als er eines Tages auf dem Monitor die Putzfrau Julia entdeckt, ist es um den tapsigen Mann geschehen. Er beobachtet sie mit seinen Kameras, stellt ihr auch nach Feierabend nach. Als Julia ihren Job verliert, muss Jara sich entscheiden: entweder seine Fernliebe vergessen oder sie ansprechen. Biniez' beleuchtet mit viel Empathie den schmalen Grad zwischen Liebe und Obsession.

Berlinale-Filme , heute, 20.15 bis 0.55 Uhr, Arte