Die von Michy Reincke geförderte Sängerin Katharina Vogel hat ihr Debütalbum “2 Minuten“ veröffentlicht. Musik bedeutet ihr alles.

Hamburg. Als Katharina Vogel die Bühne des Schmidts Tivoli betritt, zittern ihre Knie. Mit tiefen Atemzügen versucht sie sich die Nervosität zu nehmen, sich zu beruhigen. Ihre Authentizität und die kindlich-weichen Gesichtszüge lassen sie jünger wirken als sie ist, vielleicht auch unerfahrener. Und doch verfliegt dieser Eindruck, sobald Katharina Vogel zum ersten Ton ansetzt. Stille breitet sich dann im Publikum aus. Es lauscht ihren klaren einfachen Texten, hört ihr gebannt zu.

"Ich zweifle nicht an dem, was ich tue. Diese Aufregung ist keine Unsicherheit, sondern zeigt, wie wichtig mir das Ganze ist", erklärt die 27-Jährige aus Rissen später, "ich bin einfach eine sehr ehrliche Person, auch auf der Bühne. Ich verstelle mich nicht."

Musik bedeute ihr alles, erzählt sie. "Musik hören, Musik machen und selbst texten. Sie ist für mich ein Ausgleich und ich habe mich auch nie für etwas anderes interessiert."

Seit heute steht das bislang bedeutsamste Resultat dieser leidenschaftlichen Liebe zur Musik in vielen Plattenläden: Katharina Vogels Debütalbum "2 Minuten". Es ist das unaufgeregte, ehrliche Tagebuch einer jungen Frau, die mit ihrer kraftvollen Stimme im Vordergrund steht. Sie verzichtet dabei auf eine laute Tonkulisse und füllt den Raum stattdessen mit leisen, teils klaren, teils dahingehauchten Worten.

Die passende Plattform dafür bot ihr Michy Reinckes Label Rintintin Musik. Für die junge Künstlerin ein idealer Start, denn das Label verhalf schon Hamburger Musikgrößen wie Anna Depenbusch und Regy Clasen zum Durchbruch.

Mehr als ein Jahr lang arbeitete Vogel gemeinsam mit ihrem Produzenten Matthias Kloppe an einem Wechselspiel aus eindringlichen Balladen und schnelleren Stücken zum Mitwippen. Als Ergebnis dieser Zusammenarbeit entstanden zwölf gefühlvolle Tracks mit Chanson-, Swing- und Pop-Elementen, die sich aber nicht eindeutig in eine Stilschublade pressen lassen. "Das Album ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin so froh, dass mein Produzent und ich genau das Gleiche wollten und auch umgesetzt haben."

Im Zeitalter der Castingshows mag ihr klassischer Werdegang unspektakulär anmuten; es ist einer, den viele Sternchen am deutschen Pophimmel, die ebenso schnell aufscheinen wie verglühen, gar nicht kennen. In der Obhut ihres Vaters Sven Vogel, einem früheren Bandkollegen von Matthias Kloppe, wurde das Musizieren für Katharina bereits als Kind zu einem wichtigen Lebensinhalt. "Ich bin mit Jazz und Soul aufgewachsen, habe Geige gespielt und mit 15 begonnen zu singen. Doch erst nach dem Abi wurde es ernst für mich."

Nach dem Schulabschluss folgte nämlich eine professionelle Gesangsausbildung und 2007 der Popkurs an der Hochschule für Musik und Theater. Ihren Lebensunterhalt verdiente sich Vogel als Backing-Vocal, als unterstützende Sängerin aus der zweiten Reihe also, für Künstler wie Stefanie Heinzmann und Alexander Klaws. "Das war eine super Zeit. Mir war es wichtig, erst einmal so viel wie möglich auszuprobieren. Ich konnte Kontakte knüpfen und Beziehungen aufbauen." Im Musikgeschäft geradezu überlebenswichtig.

Mit dem Popkurs kam der Entschluss, etwas ganz Eigenes auf die Beine stellen zu wollen. Die Bekanntschaft mit ihrem Mentor Michy Reincke erwies sich hierbei für Vogel als größter Glücksfall, bestritt sie doch für ihn bei Konzerten das Vorprogramm: "Es hat schon im ersten Moment gut mit uns funktioniert. Mit jemand so Erfahrenem wie Michy auf Tour gehen zu können, etwas Besseres gibt es für eine Newcomerin nicht." Dass Reincke wie sie auf Deutsch singe und auch noch aus Hamburg komme, sei das Tüpfelchen auf dem I.

Auch als Schauspielerin hatte Katharina Vogel schon einigen Erfolg

Doch Katharina Vogel ist nicht nur bei Konzerten zu erleben, sie betätigt sich seit August 2012 auch als Schauspielerin in der Musicalversion von Nick Hornbys Roman "High Fidelity" im Altonaer Theater. Auch hier sieht sie eine Zukunft für sich: "Schauspielern finde ich super, weil man an seine Grenzen geht und sehr viel über sich erfährt. Vielleicht auch Dinge, die einem so gar nicht bewusst sind." Zunächst gelte ihre Aufmerksamkeit jedoch vollkommen der Musik, denn die Singer-Songwriterin hat schon wieder begonnen, neue Lieder zu schreiben und musikalisch zu experimentieren. "Mit meinem Debütalbum bin ich sehr glücklich.", sagt sie. Zugleich sei sie darauf aus, sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Bisher jedenfalls schreibe sie ihre Lieder meist im Alleingang - was sich künftig durchaus ändern könnte. Ihre Wünsche für die Zukunft klingen eher bescheiden, passen aber zu dieser so ganz und gar unprätentiösen Frau: "Ich wünsche mir, dass die Menschen mögen, was ich mache. Genau das darin erkennen, was ich darin erkenne: viel Leidenschaft, viel Liebe, Ehrlichkeit."

Katharina Vogel: "2 Minuten" (Rintintin/Indigo); www.katharinavogel.info; die nächsten Hamburger Konzerte: 22.3. Rieckhof und 13.4. Kampnagel