Die “Titanic“-Boygroup - Martin Sonneborn, Thomas Gsella und Oliver Maria Schmitt - ätzte im Schauspielhaus wider die Political Correctness.

Hamburg. "Sie sind so beliebt wie Assad, Mursi und Olaf Scholz. Und so kompetent wie Wowereit, Platzeck und Ramsauer: Drei Altstars zum Anfassen und Pflegen, in Hamburg, dem feuchten Albtraum um die Elbphilharuine."

Schon bei der Selbsteinschätzung im Vorspann - zu sehen "auf dem ältesten noch aktiven Videobeamer, mit Unschärfe-Software" - brauten Oliver Maria Schmitt, Thomas Gsella und Martin Sonneborn jenen Satiremix aus beißendem Spott, präzisem Wortwitz und Selbstironie, der die "Titanic"-Boygroup ausmacht.

Gut zweieinhalb Stunden ätzten und frotzelten sich die drei ehemaligen Chefredakteure des Magazins im Schauspielhaus durch die Weltgeschichte. Dabei provozierten sie mit ihrem Pointengewitter einige üble Zwerchfellkrämpfe bei der begeisterten Fangemeinde.

Schmitt, der schön gehässig durchs Programm führte, begann mit einem bitterbösen Rundumschlag durchs politische Peinlichkeitskabinett, bebildert mit den bekanntesten "Titanic"-Titeln, von der legendären Zonen-Gabi mit der Bananen-Gurke bis zum Problembär Kurt Beck ("Knallt die Bestie ab").

Thomas Gsella verspritzte sein als Lyrik getarntes Beobachtergift mit einer Auswahl gereimter Texte, darunter auch die sensationellen Schmähgedichte über deutsche Städte, in denen er etwa Offenbach und Bayreuth in den Boden rammte, dass es kracht.

Zwischen den Lesungen seiner Kollegen zeigte Martin Sonneborn einige Videoclips, die er für die "heute-show" und die Spam-Rubrik auf "Spiegel Online" produziert hat. Die bewegen sich manchmal im Grenzbereich zwischen superwitzig und unverschämt - etwa, als er mit dem Kamerateam für ein vermeintliches "Google Home View" in Privatwohnungen eindringt und deren Bewohner bloßstellt. Aber die Dreistigkeit gehörte ja schon immer zum "Titanic"-Stil, ebenso wie der Hang zum zotigen Tiefschlag, mitten rein ins Gemächt der allgegenwärtigen Political Correctness.

Sonneborns stärkster Reporterfilm führte ihn zu einer NPD-Versammlung ins sächsische Krauschwitz. Wenn der durchgeknallte Bürgermeister da mit seinen Kumpanen von "doooitschen Frauen" und "doooitscher Treue" grölt, dünstet das eine brünftige Stumpfheit aus, die man nicht besser entlarven könnte. Realsatire pur.

Wegen solcher Momente sind die drei Giftspritzen eigentlich unverzichtbar. Hoffen wir mal, dass das Gerede von der "Abschiedstournee" nicht ernst gemeint war.

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