Jährlich landen sechs Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. Die Arte-Dokumentation verfolgt den Weg der menschlichen Hinterlassenschaften.

Opala ist der hawaiianische Begriff für "Müll, der nicht hierher gehört". Der Kamilo Beach ist voll davon. Bauhelme aus Taiwan, CD-Hüllen aus Japan, Einmalrasierer aus den USA. Alles Opala. Genauer gesagt: Plastikmüll.

Kamilo Beach, an der Südostspitze von Big Island gelegen, ist aufgrund der Strömungsverhältnisse im Pazifischen Ozean eine Art Magnet für das, was Tausende Seemeilen entfernt ins Meer geworfen wird. Der Strand ist auf den Landkarten nicht eingezeichnet, aber unter den Touristen spricht sich offenbar immer schnell herum, wo der apokalyptische Ort liegt, die trifft man da jedenfalls nicht an.

Max Mönch und Friedemann Hottenbacher sind dort gewesen. Sie sind auch mit dem Umweltaktivisten Marcus Eriksen gesegelt, um den Plastikmüllstrudel zu finden, der südlich des Äquators vermutet wird. Sie haben einen Meeresbiologen getroffen, der die Eissturmvögel des Nordatlantiks "fliegende Mülltonnen" nennt, weil sie fast ausnahmslos Plastik im Magen haben. Und sie haben mit Chemikern gesprochen, die ihnen gesagt haben, dass die eigentliche Gefahr eine ganz andere ist. Denn durch UV-Einstrahlung wird Kunststoff im Salzwasser porös. Während er in immer kleinere Teile zerfällt, setzt er hochgefährliche Substanzen frei. Zum Beispiel Bisphenol A. BPA steht im Verdacht, als potentes Östrogen bereits in geringen Dosen zu Fehlgeburten und anderen Fortpflanzungsstörungen zu führen.

"Plastik - Der Fluch der Meere" haben Mönch und Hottenbacher ihre furchterregende Dokumentation genannt, die heute Abend auf Arte läuft. Sie hält uns den Spiegel vor, denn 33 Prozent des weltweit erzeugten Plastiks entfallen auf Verpackungen. Der Film ist deshalb ein eindringlicher Appell zur Umkehr. Genauso wie die Ausstellung "Endstation Meer? Das Plastikmüll-Projekt", die noch bis zum 31. März im Museum für Kunst und Gewerbe am Steintorplatz in Hamburg zu sehen ist.

Dazu noch ein paar Zahlen. Weltweit werden pro Jahr 240 Millionen Tonnen Plastik produziert, sechs Millionen davon landen in den Weltmeeren. Mit steigender Tendenz. Die Kunststoffindustrie macht 800 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr. Kein Wunder. Aus Erdöl, Kohle oder Erdgas hergestellt, ist das leicht formbare Material ideal für den Hausgebrauch: robust, extrem haltbar, billig - zu billig, als dass man sorgsam damit umgehen müsste. So wird beispielsweise von den jährlich erzeugten 14 Millionen Tonnen Styropor lediglich ein Prozent recycelt.

"Plastik - Der Fluch der Meere" 10.1., Arte, 22.35

"Endstation Meer? - Das Plastikmüll-Projekt" Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Steintorplatz, bis 31. März 2013