“Dresscode“ heißt ein Lichtkunstwerk des Hamburgers Tobias Zaft, das ab Montag auf der Mönckebergstraße für Aufsehen sorgen wird.

Hamburg. In Peking hat Tobias Zaft vor einigen Jahren eine Hochhausfassade von 16.500 Quadratmetern in ein gigantisches Lichtkunstwerk verwandelt. Sein aktuelles Hamburger Projekt ist ein paar Nummern kleiner, aber auch nicht gerade unspektakulär. "Dresscode" heißt die Lichtinstallation, die vom 14. Januar bis zum 28. Februar auf der Mönckebergstraße zu sehen sein wird.

Zwischen dem Levantehaus und der gegenüberliegenden Straßenseite spannt Zaft in 16 Meter Höhe ein etwa 30 Meter langes Stahlseil, das wie eine riesige Wäscheleine wirkt. Daran hängen überdimensionale Wäschestücke aus Polycarbonat, die innen beidseitig mit LEDs illuminiert werden. "Das wird ein irritierender Anblick, denn diese Wäschestücke, die hier mitten in der Öffentlichkeit präsentiert werden, wirken ausgesprochen intim", sagt Zaft, dem es bei diesem Projekt um eine Grenzüberschreitung zwischen öffentlichem und privatem Raum geht.

Hamburg ist ihm vertraut, er wurde 1981 in Eppendorf geboren und ging dort zur Schule. Anschließend studierte Tobias Zaft in Stuttgart freie Kunst, zeichnete und beschäftigte sich intensiv mit Malerei. Dass er nach China kam, verdankt er einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes, das ihm einen einjährigen Aufenthalt in Peking und den Besuch der renommierten Central Academy of Fine Arts ermöglichte.

"China fand ich spannend, weil dort so viel in Bewegung ist und man auch als Künstler enorme Möglichkeiten hat", sagt Zaft, der schon in Stuttgart begonnen hatte, Mandarin zu lernen. "Bücher kann ich zwar noch nicht lesen, Zeitungen auch nicht, aber ich kann mich verständigen, Mails schreiben und komme im Alltag gut zu recht", sagt er. Inzwischen ist Zaft mit einer Chinesin verheiratet und hat sich nicht nur in China mit Lichtkunstprojekten im öffentlichen Raum einen Namen gemacht.

Warum arbeitet er mit Licht? "Eigentlich komme ich von der Zeichnung und der Malerei", sagt Zaft und fügt hinzu: "Ich denke in Bildern, und Licht ist für mich nichts anderes als eine Farbe, die allerdings eine neue Dimension öffnen kann."

Schon sein erster Eindruck hat ihm freilich gezeigt, dass man in China mit Licht völlig anders umgeht als in Deutschland und speziell in Hamburg, wo Einsatz und Intensität von Licht durch Verordnungen geregelt und begrenzt werden. In Asen gibt es ein Übermaß an buntem Licht, alles ist extrem hell beleuchtet, in allen Gassen und Winkeln blinkt und leuchtet es. "Das finde ich schon faszinierend", sagt Zaft, der es als Herausforderung versteht, sich in diesem, vor allem von Werbung bestimmtem Lichtermeer mit eigenen Kunstprojekten zu behaupten. Dabei hat er feststellen müssen, dass Werbung in China keineswegs negativ besetzt ist, sondern auf echtes Interesse stößt. "Einmal hat mich ein Paar gefragt, wofür ich mit meiner Installation werbe. Als ich sagte, dass das keine Werbung, sondern Kunst sei, wandten sie sich enttäuscht ab", erzählt er.

Die Spannung zwischen Kunst und Werbung dürfte auch sein Hamburger Projekt begleiten, denn "Dresscode" wird von der Werbegemeinschaft des Levantehauses finanziert. Anlass ist das 100-jährige Bestehen dieses markanten Kontorhauses, das 1911/12 von dem Hamburger Architekten und Investor Franz Bach errichtet wurde. Auch in der Vergangenheit war das Levantehaus immer wieder mit kulturellen Veranstaltungen und Aktionen in Erscheinung getreten. Im Jahr 2004 hatten die Handelskammer und die Hamburgische Kulturstiftung das Levantehaus mit dem Kulturmerkur ausgezeichnet.

Die LEDs von "Dresscode" werden am Montag angeschaltet und dann bis Ende Februar Tag und Nacht leuchten.