Die Brüder Andreas und Chris Ehrlich sind Illusionisten von Weltrang. Mit ihrer Show gastieren sie zweimal in Hamburg.

Operettenhaus. Bünde ist eigentlich keine besondere Erwähnung wert. 20 Kilometer nördlich von Bielefeld gelegen, 45.000 Einwohner und damit die zweitgrößte Stadt im ostwestfälischen Kreis Herford. Auf dem Bahnhofsschild kündet der Untertitel "Zigarrenstadt" davon, dass Bünde einst Zentrum der europäischen Zigarrenindustrie war. Vor gut 50 Jahren ging der hiesigen Tabakindustrie mit dem Siegeszug der Zigarette jedoch die Puste aus. Ein roter Tabakspeicher in Bahnhofsnähe, der heute wieder als Tabaklager dient, und Maschinen des Deutschen Tabak- und Zigarrenmuseums erinnern an glorreiche Zeiten.

Mal abgesehen davon, dass in Bünde laut Angaben der Besitzer mit der 1961 gegründeten Wilhelmshöhe die älteste Diskothek Deutschlands steht, weist in der Stadt nichts auf große Show hin. Und doch haben sich von hier aus zwei echte Bünder daran gemacht, das zu ändern.

Andreas und Christian genannt "Chris" Ehrlich können sogar Bahnschienen verbiegen und einen Orangenbaum aus einem Kern wachsen lassen. Das sind nur zwei spektakuläre Nummern der Ehrlich Brothers, mit denen die beiden die internationale Magierszene aufgemischt haben. Zum Abschluss ihrer Tournee durch 30 Hallen in der ganzen Republik gastieren sie unter dem schönen deutschen Titel "Magie-Träume erleben" an diesem Sonnabend in der Holstenhalle in Neumünster und am Montag gleich zweimal im Hamburger TUI Operettenhaus. Seit der Vorpremiere im Juli 2012 vor 10.000 Besuchern in der Hannoveraner Arena haben die Ehrlichs mit ihrer familientauglichen Show mehr als 50.000 Menschen verzaubert.

Wer nun glaubt, das sei keine Kunst: Auch Uri Geller haben sie fasziniert. Der Altmeister des Metallbiegens, der 1974 in Wim Thoelkes ZDF-Show "Drei mal Neun" durch angebliche telepathische Kräfte Uhren wieder zum Ticken brachte, Besteck verbog und dann 2009 in der mysteriösen ProSieben-Reihe "The next Uri Geller" sein telegenes Gnadenbrot verdiente, lud die beiden Brüder im September zu sich nach London ein. In Gellers Garten verbogen die Magier vor den Augen des verblüfften Löffelbiegers mit bloßen Händen eine stählerne Bahnschiene. Sie steht seitdem als ehrlichsches Kunstwerk in seinem öffentlichen Garten direkt an der Themse, freigegeben zur Bewunderung durch die englische Öffentlichkeit.

Sogar US-Magier David Copperfield, mit bis zu 500 Liveshows pro Jahr noch immer der globale Großillusionist, hat bei den Bünder Brüdern inzwischen nach Aufführungsrechten gefragt. Die Verhandlungen laufen noch.

In der Tat erinnert der Aufwand ihrer Show stark an die großen Las-Vegas-Produktionen von Siegfried & Roy. Seit mehr als 30 Jahren haben deutsche Magier nicht mehr eine solch aufwendige Tournee durchgeführt wie die Ehrlich-Brüder. Statt weiße Tiger wie früher Siegfried & Roy holen sie heute mit ihrem Team bunte Traktoren auf die Bühne. 13 nationale und internationale Auszeichnungen haben die beiden Zauber-Smarties bereits erhalten, 2004 wurden sie wie zuvor Siegfried & Roy und Copperfield als "Magier des Jahres" ausgezeichnet.

Geschickt verstehen es die Ehrlichs, alte und junge Zuschauer bei ihren Shows einzubeziehen. Auch schauspielerfahrene Tour-Beobachter attestieren beiden eine hervorragende Bühnenpräsenz. Und sie kennen weder Inflation noch Angst. Ob sie nun zur wundersamen Geldvermehrung beitragen, indem sie Fünf-Euro- in 50-Euro-Scheine verwandeln oder sich auf einem Gestell mit Sägeblättern an Ketten befestigen lassen.

"Unsere Zuschauer dürfen sogar von hinten auf die Illusionen gucken. Das ist für viele Menschen sehr faszinierend", sagt Chris Ehrlich. Weil sein Bruder Andreas gelernter Pyrotechniker ist, versteht es sich fast von selbst, dass die zeitgemäße Show außer mit Pop- und Rockmusik mit reichlich Feuerwerks- und Knalleffekten angereichert ist.

Auch wenn sie auf der Bühne mal mit leeren Händen dastehen - daraus schneien lassen sie es trotzdem. Ihren zauberhaften Schneesturm haben die Ehrlich Brothers bereits in Moskau, in Oman, auf den Bahamas und in den USA entfacht.

Das hätten sie sich wohl nicht träumen lassen, als sie vor mehr als einem Jahrzehnt angefangen hatten, bei Firmen-Events und Galas zu zaubern. Dennoch lieben sie es auf ihrer Deutschland-Tournee auch ohne (Natur-)Schnee heimatverbunden: Den Silvestertermin hatten sie bewusst in die Rattenfänger-Halle von Hameln gelegt. So konnten Andreas und Chris Ehrlich anschließend im nahe gelegenen Bünde feiern und mal wieder zu Hause übernachten. Die Stadt ist mit dem Registergericht Bad Oeynhausen noch immer Sitz der Gesellschaft der Ehrlich-Brüder. Und das offenbar ganz ohne faule Tricks. Von Bünde geht also doch ein gewisser Zauber aus.

"Magie-Träume erleben" Sa 5.1., 20.30, Neumünster, Holstenhalle 1 (an der A 7), Justus-von-Liebig-Str. 2-4 Mo 7.1., 16.00 und 20.00 (nur Restplätze!), TUI Operettenhaus (U St. Pauli), Spielbudenplatz 1, Karten zu 29,- bis 39,- jew. unter T. 0180/504 03 00 und an der Tageskasse; www.ehrlich-brothers.com