Im Metropolis werden ab Freitag noch einmal die besten Filme aus dem Kinojahr 2012 in der Originalfassung mit Untertiteln gezeigt.

Metropolis. Das Kinojahr 2012 war ein gutes mit einer ganzen Reihe außergewöhnlicher Produktionen. Auch bei der Verleihung der Oscars, wo "The Artist" fünf der goldenen Trophäen errang, oder beim Europäischen Filmpreis, wo der Cannes-Gewinner "Liebe" in mehreren Kategorien abräumte, waren sich Publikum und Kritik einig, dass beide Filme würdige Preisträger seien. Zu Beginn des Jahres zeigt das Metropolis im Januar noch einmal sieben der Kino-Höhepunkte des vergangenen Jahres, alle in der Originalfassung mit Untertiteln - außer "The Artist" natürlich, denn der französische Regisseur Michel Hazanavicius hat den Stummfilm wieder belebt. Der Erfolg seiner Komödie kam etwas überraschend, denn schwarz-weiße Bilder und das 4:3-Format benutzt kaum noch ein Regisseur. Doch die nostalgische Hommage funktionierte hervorragend, nicht zuletzt durch die mimische Leistung von Hauptdarsteller Jean Dujardin (5.1., 21.15 Uhr; 6.1., 17 Uhr).

Das Prädikat des coolsten Films des Jahres verdiente sich Nicolas Winding Refn für seinen Thriller "Drive". Der dänische Regisseur drehte einen kühlen Neo-Noir-Film über einen Stuntman, der seine Finanzen aufbessert, in dem er die Fluchtautos für Gangster steuert. Allerdings geht es der von Hollywoods Shootingstar Ryan Gosling gespielten Hauptfigur weniger um das Geld als um den Kitzel bei diesen waghalsigen Unternehmen. Refns Protagonist ist wortkarg und in sich gekehrt, er ist ein Verwandter von Travis Bickle, Robert De Niros "Taxi Driver" aus Martin Scorseses gleichnamigen Film. Die Aufnahmen von Los Angeles erinnern an die Gemälde von Edward Hopper, Gosling ist ein einsamer Wolf in einem abweisenden urbanen Ambiente (4.1., 21.15 Uhr; 6.1., 21.30 Uhr).

Ähnlich verloren lebt auch Brandon (Michael Fassbender), nur auf der anderen Seite der USA, in New York. Seine Isolation versucht der Mann mit Sex zu kaschieren. Doch seine Quickies in einer dunklen Gasse, die Telefon-Hotlines und die Porno-Webseiten befreien ihn nicht aus seiner Einsamkeit, sondern verstärken seine Obsession. Brandon ist zu normalen Beziehungen nicht mehr fähig, nicht einmal zu seiner Schwester. Der britische Regisseur Steve McQueen hat in "Shame" das schwierige Thema der Sexsucht ohne jeglichen Voyeurismus in den Griff bekommen. Seine Bildsprache in dieser Großstadtballade ist noch kälter als die von Refn und entspricht dem analytischen Zugriff auf das Thema. Brandon sehnt sich nach Nähe, doch er ist sozial verkrüppelt. Die weibliche Hauptrolle sowohl in "Drive" als auch in "Shame" spielt Carey Mulligan (7. und 9.1., je 21.15 Uhr; 10./11.1., je 21.30 Uhr).

Für seine Rolle des Sexsüchtigen hat Michael Fassbender eine Reihe von Preisen gewonnen, aber für den Oscar war er nicht einmal nominiert. Das gleiche Schicksal erlitt im vergangenen Jahr auch Leonard DiCaprio. Unter der Regie von Clint Eastwood spielte DiCaprio den FBI-Chef J. Edgar Hoover, der 37 Jahre lang Jagd auf Verbrecher und Kommunisten gemacht hat und nach den jeweiligen US-Präsidenten als der mächtigste Mann Amerikas galt. Wie so oft in den vergangenen Jahren liefert DiCaprio wieder eine tadellose Leistung ab, doch die Mitglieder der Academy, die den Oscar-Preisträger wählt, tun sich etwas schwer mit dem auch schon 38 Jahre alten Schauspieler. Lediglich dreimal wurde er nominiert, in Händen hielt er die Trophäe noch nie. Eastwood hat versucht, in seinem Film den Privatmann Hoover hinter dem Machtmenschen aufzuspüren, kritisiert wurde jedoch seine etwas biedere Regie (12./13. und 15./16.1., je 21.15 Uhr).

Komplettiert werden diese Kino-Highlights durch drei weitere Filme: Michael Hanekes "Liebe" ist ein geniales Kammerspiel über die Unausweichlichkeit des Todes mit Jean-Louis Trintignant und Emmanuelle Riva in den Rollen des Pariser Ehepaares, dessen Leben sich nach dem Schlaganfall der Frau entscheidend ändert (12./13.1., 19.00 Uhr; 14.1., 21.15 Uhr). Als Parabel auf die von Krisen geschüttelte Welt hat Jeff Nichols das Paranoia-Drama "Take Shelter" inszeniert. Darin geht es um einen von Albträumen gequälten Familienvater, der sich im Vorgarten einen Bunker baut (18.1., 21.30 Uhr; 19.1., 21.15 Uhr; 20.1., 20.30 Uhr). In Sean Durkins Debüt "Martha Marcy May Marlene" schließlich beeindruckt die junge Elizabeth Olsen als Sektenaussteigerin (18.1., 19 Uhr; 29.1., 21.30 Uhr, 30.1., 21.15 Uhr; 31.1., 21.30 Uhr).

Kino-Highlights 2012 Metropolis (U Gänsemarkt, U Stephansplatz), Kleine Theaterstraße, Eintritt jew. 6,-; Internet: www.metropoliskino.de