Das schwedisch-dänische A-cappella-Ensemble The Real Group begeistert in Hamburg mit Folk, Pop, Jazz und einer Britney-Spears-Parodie.

Hamburg. Viele A-cappella-Bands setzen vor allem auf fette Beats. Andere ahmen Instrumente nach, schreiben schicke Arrangements oder betören mit starken Stimmen. Die Real Group bringt all das zusammen. Und noch einiges mehr. Deshalb gehört das schwedisch-dänische Ensemble seit über zwei Jahrzehnten zur Weltspitze.

Entsprechend gut besucht war die Laeiszhalle dann auch beim Auftritt der smarten Sänger. Und die erfüllten die Erwartungen ihrer Fans. Nachdem der Hamburger Popchor Cantaloop das Publikum eine Dreiviertelstunde lang sehr schön vorgewärmt hatte - unter anderem mit Songs von Regy Clasen und Peter Gabriel sowie einer witzigen Version vom "Winter in Kanada" - begeisterte die Real Group mit einer breiten Palette von ganz unterschiedlichen Sounds und Stilen.

Das Quintett, diesmal mit der fantastischen Sopranistin Kerstin Ryhed Lundin als Elternzeitersatz für die Stammkraft Emma Nilsdotter am Start, pimpte Michael Jacksons "I'm bad" mit Walking Bass und scharfen Harmonien zu einer mitreißenden Jazznummer auf und jagte hypnotische Beats von Daft Punk durch die Boxen; nach der Pause verwandelte sich die Gruppe bei einem Count-Basie-Potpourri in eine trompetengrelle Big Band oder schickte Mozarts g-Moll-Sinfonie auf eine musikalische Weltreise, die durch südamerikanische Rhythmen bis in den Orient führte.

Das ist genial arrangiert, brillant gesungen und außerdem perfekt getimt. Jeder Ton sitzt genau an seinem Platz. Hinter der lässigen Bühnenpräsenz verbirgt sich ein hohes Maß an musikalischer Perfektion und dramaturgischer Finesse. Was wunderbar spontan wirkt, folgt tatsächlich einem exakten Plan - das gilt auch für die folkloristischen Farbtupfer des Programms. Sehr hübsch etwa die virtuos vergroovte Volkstanznummer mit schwedischen Fidelklängen ("Öjöjöj. Dididibadudidum. Dabadubidau.").

Der besondere skandinavische Charme prägt auch die dezent choreografierte Bühnenshow und den selbstironischen Humor der fünf Sänger, die in Anzügen und glitzernden Paillettenkleidern auftreten.

Vor allem in der zweiten Hälfte entpuppt sich der Bass Anders Jalkéus dabei immer mehr als gar nicht so heimlicher Star der Real Group: Wie er im deutschen "Tenorlied" genüsslich über die Macken dieses Stimmfachs ablästert ("sehr empfindlich und sehr kränklich, er wird leider sehr schnell heiser!"), wie er selber den Tenorklang parodiert, um dann anschließend megatiefe Töne in der Kontralage rauszubrummen, ist zum Brüllen komisch. Und das nicht nur für eingefleischte Chorsänger.

Großartig auch sein Auftritt als um vier Oktaven tiefer gelegter Britney- Spears-Verschnitt: Da tanzt Jalkéus während eines Popmedleys kess aus der Reihe und raunt als Running Gag ständig "Oops, I did it again" dazwischen.

Als der supertrockene Bass - der rein optisch auch als stellvertretender Filialleiter einer schwedischen Provinzbank durchgehen würde - am Schluss mit seinen Kollegen im Gangnam-Style auf der Bühne galoppiert ("Stockholm-Style"), toben die Besucher im Saal endgültig.

Da sind die kleineren technischen Pannen und Intonationsschwächen des Abends längst vergessen, ebenso wie die ärgerlich lange Wartezeit vor dem Konzert. Wer allerdings ein Weltklasse-Ensemble nach Hamburg engagiert, der darf gerne auch mal zwei Abendkassen öffnen.

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