Das Philharmonische Staatsorchester spielte beim Silvesterkonzert in der Laeiszhalle Wagner, Verdi und die elbphilharmonische Fantasie “Kaispeicher A“.

Hamburg. Man hätte darauf wetten können, dass aus dem achten klingenden Silvester-Überraschungsei des Philharmonischen Staatsorchesters unter der Ägide von Simone Young namens "Salut!" jede Menge germanische Helden, wie Richard Wagner sie schuf, schlüpfen würden, ebenso Personal aus der Opernwelt des Giuseppe Verdi. Schließlich waren es von der Matinee in der nicht ganz ausverkauften Laeiszhalle nur noch zwölf Stunden bis zum Beginn des doppelten Jubiläumsjahrs 2013, in dem allüberall des 200. Geburtstags der beiden prägenden Opern- beziehungsweise Musiktheaterkomponisten des 19. Jahrhunderts gedacht werden wird. Und musikalische Jahrestage aller Art bilden ja traditionell die dramaturgischen Trittsteine von "Salut!". Doch das im Wesentlichen von der Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach ersonnene und in seiner Zusammensetzung wie stets bis Konzertbeginn streng geheim gehaltene Hör-Spielzeug zum Jahreswechsel barg mitnichten Wagner oder Verdi pur, und das war mal eine wirklich gelungene Überraschung.

Stattdessen gab es mit einem Fragment von Paul Hindemiths ulkig schiefer Streichquartett-Fassung der Ouvertüre zum "Fliegenden Holländer", Gabriel Faurés und André Messagers allerliebst auf französische Tänzchen manipulierten Wagner-Reminiszenzen "Souvenirs der Bayreuth" und Robin Holloways apartem Ländler-Arrangement von "Parsifal"-Themen fast schon frivol anmutende Ehrenbezeugungen vor dem Titan Richard W.

Verdi bekam mit der von Mathias Müller brillant geblasenen Trompeten-Bearbeitung des "Trinklieds" aus der "Traviata" sein Geburtstagsfett weg. Nur Simone Youngs Hausgott Benjamin Britten (100. Geburtstag) durfte sich kurz im Glanze zweier Originalkompositionen sonnen.

Ansonsten viel Deftiges, von der augenzwinkernd ungeschlachten elbphilharmonischen Fantasie "Kaispeicher A", die der Solo-Bassist des Orchesters Stefan Schäfer schon 2004 komponierte, über Ginasteras "Estancia"-Finale bis zu Danny Elfmans "Batman"-Titelmusik. Zum guten Schluss blies Christian Seibold herzzerreißend "Junge, komm bald wieder" auf dem Altsaxofon.

Wenn Simone Young es bis zu ihrem Adieu 2014 schaffen sollte, die launig aufgeschriebene Moderation frei zu sprechen, wird das ausgedehnte Silvestervormittagsvergnügen noch mal so lustig.