Sein “Feierabend“ hat sich vergrößert: Erstmals lädt Sven Bünger Musiker zu einem Wohnzimmer-Konzert in die Fabrik in Altona ein.

Fabrik. "Ich bin gerne Gastgeber", sagt Sven Bünger, lehnt sich auf dem Café-Stuhl zurück und fährt sich durch sein halblanges graues Haar. Wenn der 45-Jährige so einen Satz sagt, klingt das nicht nach Promi-Dinner-Aufgeregtheit. Und auch nicht nach Nobel-Restaurant-Dünkel. Sondern: herzlich, ehrlich, gemütlich. Nach einem guten Abend also. Und wer einmal eine Ausgabe von "Svens Feierabend" erlebt hat, der weiß, wie sich Musik und Ambiente entspannt verbinden lassen.

Hamburger Künstler wie Anna Depenbusch, das Duo Boy, Spaceman Spiff, Niels Frevert, Nils Koppruch, Gispert zu Knyphausen und Catharina Boutari griffen da in der heimeligen Weinbar "Villa Verde" in der Eimsbütteler Chaussee zur Akustikgitarre und spielten ihre Lieder, als säßen sie daheim im Wohnzimmer. Eine Intimität, die Zuhören möglich macht. Inhaberin Ina Finn reichte unterdessen Roten und Weißen.

"Das war nicht schickimicki, aber kultiviert im guten Sinne. Auch wenn sich einige aufgeregt haben, dass es kein Bier gab", sagt Bünger und lacht. Acht-, neunmal fand diese musikalisch-vinophile Verköstigung statt. So genau hat Bünger da nicht Buch geführt. Er ist kein Zähler, eher ein Ausprobierer.

Bei seinen "Feierabenden" stellte er stets auch eigene Songs vor. Und das ist für einen, der seit mehr als 15 Jahren als Produzent arbeitet, keine Selbstverständlichkeit. Bünger ist eigentlich ein Mann hinter der Musik. Einer, der für andere schreibt, aufnimmt, arrangiert.

Schritt für Schritt bewegt er sich jetzt auch ins Rampenlicht. Und wenn er nun diesen Sonnabend in die Fabrik in Altona lädt, präsentiert er erstmals auch Lieder seines Debütalbums "Besser scheitern", das im April 2013 erscheint. Dunkel schillernde, deutschsprachige Songs zwischen Chanson und Blues hat Bünger da mit seiner vierköpfigen Band eingespielt. "Die eigenen Dämonen, Gut und Böse" seien Themen, die er für sich in den Liedern verhandelt hat, erzählt er und hebt die Brauen hinter seiner markanten Brille.

"Bünger" nennt er sich als Künstler schlicht. Und "Büngers Feierabend" heißt auch seine Konzertreihe. Vom Vor- zum Nachnamen. Das passt. Denn letztlich ist das von ihm entwickelte Format nun langsam größer und somit ein wenig erwachsener geworden. Was jedoch bestehen bleiben soll, ist der persönliche Charakter des Abends. Die Sitztreppen in der Fabrik werden zusammengeschoben, dazwischen Stühle aufgestellt. Eine Weinecke neben und Wohnzimmer-Mobiliar auf der Bühne (entliehen vom Thalia Gaußstraße), sollen den Wohlfühl-Faktor forcieren (und Bier gibt es in dem Kulturzentrum bekanntlich auch). Als Gäste empfängt Bünger den ostfriesischen Pianisten Enno Bunger, die Flensburger Singer-Songwriterin Synje Norland sowie die fein-melancholischen Newcomer Cate's Leila. Mit Letzteren arbeitet Bünger auch an deren neuer Platte. Ein Baustein in seinem sympathisch genre-übergreifenden Portfolio als Produzent.

Mit Schauspielern wie Angela Winkler und Ulrich Tukur nahm er Alben auf. Ebenso mit den Rockern von Madsen, dem Popsänger Johannes Oerding, mit dem Lyriker Pascal Finkenauer oder auch mit einer kleinen Indieband aus Wismar namens Rabaukendisko. Für Mary Roos wiederum schrieb Bünger Songs für ein Album mit jazzigen Nummern. "Ich möchte den Kern finden, den die Leute als Künstler haben", sagt Bünger über sein Wirken als Produzent. Einer, der mit Menschen kann. Ein guter Gastgeber eben.

"Büngers Feierabend" mit Sven Bünger, Enno Bunger, Synje Norland, Cate's Leila Sa 29.12., Einlass: 19.00, Beginn: 20.00, Fabrik (Bus 2, 150), Barnerstr. 36, 21,- an der Ak.; www.buengermusik.de